Eine Begegnung, die alles verändert hat

Podcast: Eine Begegnung, die alles verändert hat

Es ist geschafft, 2022 ist Geschichte. Vor uns liegt ein neues Jahr mit vielen Möglichkeiten und großen Chancen. 

Heute ist Sonntag, der 1. Januar 2023. Ich will auch im neuen Jahr fortsetzen, was ich in der Vergangenheit am Wochenende praktiziert habe: Mir ein paar Gedanken zu Glaubensfragen oder zu einem Bibelabschnitt machen und versuchen, eine Verbindung zu Ihrem und meinem Leben herzustellen.     

Ein bemerkenswertes Jahresmotto

Heute möchte ich mit Ihnen über ein bemerkenswertes kurzes Zitat aus der Bibel nachdenken. Sie finden es im 1. Buch Mose 16. Ich zitiere: 

Du bist ein Gott, der mich sieht1. Mose 16, Vers 13

Das Zitat wurde als Leitgedanke für das Jahr 2023 ausgewählt. Es geht zurück auf eine verzweifelte Frau, die auf der Flucht vor ihrer Peinigerin war. Aber der Reihe nach! 

Um zu erahnen, was sich hinter dieser Aussage verbirgt, müssen wir miteinander in eine längst vergangene Zeit eintauchen. Hinein in eine Epoche, die unendlich weit entfernt zu unserem heutigen Lebensgefühl und Wertvorstellungen ist.

Die Frau, von der das Zitat stammt, lebte in der patriarchalen Welt der mittleren Bronzezeit. Sie gehörte zu einer Gruppe von Nomaden, die im heutigen Israel und Jordanien umherzogen. Sie war als Sklavin gekauft worden und arbeitete als persönliche Dienerin für die Ehefrau des Patriarchen. 

Der dunkle Schatten

Über dieser Nomadengruppe lag ein dunkler Schatten. Es war, als stünde ein unsichtbarer Elefant mitten im Raum. Auch wenn niemand darüber zu reden wagte, allen war klar, dass es keinen Erben gab. Und das war in der damaligen Gesellschaft ein riesiges Problem. 

Der Patriarch und seine Frau waren alt geworden. Würden die Dinge sich weiter so entwickeln, würde nach dem Ableben des Alten der dienstälteste Diener, ein gewisser Elieser von Damaskus, der neue Herr werden.

Abram, so hieß der Patriarch, hatte von seinem Gott das Versprechen gehört, dass sein Sohn ihn beerben würde. Nur, wie sollte das werden angesichts des vorgerückten Alters? Immerhin war Abram Mitte achtzig und seine Frau Sarai etwa zehn Jahre jünger. 

Eines Tages kam Sarai ein Gedanke. Stellvertretend würde sie ihre ägyptische Magd Hagar mit Abram zusammenbringen. Dieser aus heutiger Sicht merkwürdige Plan entsprach damals üblichen Bräuchen. 

Sarai und Abram handelten treu gemäß dem Motto: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Und tatsächlich, Hagar wurde schwanger.

Dieser Umstand führte allerdings binnen kürzester Zeit zu Spannungen zwischen der alten Herrin und ihrer Dienerin. Es kam zu offenen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Frauen, bei denen Hagar unterlag. Irgendwann lief für Hagar das Fass über. Sie konnte und wollte sich nicht mehr den Demütigungen ihrer Herrin aussetzen und so floh sie. 

Die Flucht

Die Bibel berichtet davon, dass Hagar auf ihrer Flucht einem Boten Gottes begegnete. Ich zitiere 1. Mose 16, Verse 7 und 8: „Der Engel des HERRN fand Hagar in der Wüste neben der Quelle am Weg nach Schur. Er sprach zu ihr: »Hagar, Sklavin von Sarai, woher kommst du und wohin gehst du?« »Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai«, antwortete sie.“ 

Der weitere Gesprächsverlauf änderte vieles im Leben von Hagar. Ihr wurde das zugesprochen, was sie so schmerzlich vermisst hatte, nämlich menschliche Würde. Und ihr wurde die Geburt eines Sohnes in Aussicht gestellt, für den Gott eine große Zukunft bereit hatte. 

Was Hagar auf der Wüstenstraße nach Schur erlebte, fasste sie in den Worten zusammen: El Roï oder auch auf Deutsch: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ 

Hagar heute

Ich glaube, dass manch einer das Lebensgefühl von Hagar aus eigenem Erleben kennt. Ungerecht behandelt, niedergedrückt, verzweifelt, hoffnungs- und perspektivlos, kurz gesagt: Es ist einem danach wegzulaufen.

Wohl dem, der Hagars Worte zu seinen oder ihren eigenen machen kann. Der weiß, dass er oder sie gesehen sind, und zwar von maßgeblicher Stelle, nämlich dem Herrn des Universums. 

Im Gespräch mit dem Boten Gottes veränderte sich etwas in Hagars Innerem. Gott war mit einem Mal nicht mehr der Gott ihres Chefs, des Patriarchen Abrams. Dieser Gott suchte den Kontakt zu ihr. Er war an einer Beziehung interessiert und hatte aufregende Neuigkeiten für sie. 

Hagar erlebte vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, dass sie bewusst gesehen wurde. Nicht als Arbeitskraft oder als Erbenbeschafferin, sondern als Frau. Das gab ihr die Kraft, zurückzukehren in die Verhältnisse, die sie zuvor so sehr gequält hatten. 

Was ich lerne

Lasse ich die Geschichte auf mich wirken, fallen mir ein paar Dinge auf, die ich kurz erläutern möchte: 

Das Erste, was ich sehe, ist die Tatsache, dass in der Bibel Situationen beschrieben und kritisiert werden, die nicht in Ordnung waren. Sie verschließt nicht den Blick für das Unrecht und den Schmerz, dem Hagar ausgesetzt worden war. 

Das ist für mich deshalb wichtig, weil ich um manche Situation weiß, in der untragbare Zustände schöngeredet oder – schlimmer noch – Ungerechtigkeit einfach unter den Teppich gekehrt werden. 

Das Zweite, was mir auffällt, ist der Umstand, dass Hagar sich aus dem Staub machte. Sie entzog sich der dysfunktionalen Beziehung zu ihrer Herrin Sarai. 

Vielleicht kennen Sie das auch. Ich habe mich manchmal danach gefühlt, aus den Zwängen meiner Lebensumstände auszubrechen. Einfach fortzulaufen. Allerdings habe ich nie den Mut dazu gehabt. 

Drittens. Unterwegs, auf der Wüstenstraße nach Schur begegnete Gott Hagar durch einen seiner Boten. Die Bibel spricht ausdrücklich vom Engel des Herrn und lässt auf diese Weise keinen Zweifel daran, dass hier der Allmächtige am Werk war.

Lassen Sie mich diese Straße als Bild verwenden: Manchmal spricht Gott in der Einsamkeit einer Wüstenstraße. Dort, wo ich allein bin und nichts mich ablenkt, sucht er die Begegnung. 

Eine vierte Beobachtung: Gott überschüttete die flüchtige Sklavin nicht mit Vorwürfen. Die Begegnung fand auf Augenhöhe statt und muss so eindrücklich gewesen sein, dass Hagar restlos davon überzeugt war, dass Gott sie sieht. 

Das ist bis heute noch genauso: Gott sieht. Er sucht die Begegnung durch Jesus Christus. Wenn ich mich für diese Begegnung öffne, kann es sein, dass ich für mich, meine Umstände, ja sogar mein ganzes Leben Wesentliches lerne.

Fünftens. Nach der Begegnung mit dem Boten Gottes findet Hagar ein Ja zu dem Auftrag, zurückzukehren in ihre schwierigen Lebensumstände. Die vor ihr liegenden Jahre werden sie herausfordern, denn ihre Herrin ist die Gleiche geblieben. Aber für Hagar hat sich tief in ihrem Inneren etwas verändert. Sie weiß sich von Gott gesehen. 

Mein Wunsch für Sie

Das ist mein Wunsch für das neue Kalenderjahr. Ich möchte mir vor Augen halten, dass ich ein Gesehener Gottes bin. In all meinen Widersprüchen, Ängsten, Erfolgen und Herausforderungen sieht Gott mich und spricht sein Ja zu mir aus. Er will auf dem aufbauen, was mich geprägt hat und mir neue Erfahrungen ermöglichen. Das alles gilt selbstverständlich in gleicher Weise auch für Sie. 

Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches und durch und durch gutes neues Jahr! Wir bleiben im Kontakt!

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