Jedes Jahr absolvieren einige Schüler ihr zweiwöchiges Schulpraktikum in unserm Betrieb. Der Unterschied zwischen Achtklässlern und Zehntklässlern ist auffällig. Die „Kleinen“ sind meistens scheu und stark verunsichert, stets bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Bei den „Großen“ ist das anders. Sie meinen, Erfahrung zu haben. Für sie sind die Chat-Verläufe auf ihren Handys meist wichtiger als das, was gerade im Praktikumsbetrieb stattfindet. Mit Studenten im Praxissemester hingegen kann man eine Menge anfangen. Sie sind interessiert und motiviert. Mit solchen Leuten macht das Arbeiten richtig Spaß.
Wussten Sie, dass es auch in der Bibel Praktikanten gibt? Das Lukasevangelium berichtet im Kapitel 10 darüber.
Der Praktikumseinsatz
Dort lese ich, dass Jesus 72 Menschen, die ihm nachfolgen, auswählt. Diese schickt er in Zweier-Teams los. Für ihre Reise gibt er ihnen noch ein paar Anweisungen mit.
Sie sollen ohne großes Gepäck reisen. Also kein Koffer und kein extra Paar Schuhe mitnehmen. Die sollen sogar ohne Geld unterwegs sein. Wenn sie ein Dorf oder eine Stadt betreten, rät Jesus ihnen, der ersten Einladung zu folgen. Beim Eintritt ins Haus ihrer Gastgeber sollen sie den Bewohnern Friede von Gott wünschen und dann dankbar das annehmen, was man ihnen zu essen und trinken vorsetzt. „Denn wer arbeitet, soll auch versorgt werden.“ Lukas 10, Vers 7
Dann sollen sie das Evangelium verkünden. Den Menschen von dem erzählen, was sie selbst gelernt haben. Und sie sollen heilen! Genauso wie das ihr Meister Jesus tut.
Für jene, die weder das Evangelium hören wollen noch Gottes Kraft in Form von Krankenheilungen erleben möchten, hat Jesus ebenfalls klare Anweisungen. Wendet euch konsequent von solchen Leuten ab. Vergeudet weder Zeit noch Kraft. Es gibt genug Menschen, die sich über einen wohlmeinenden Zuspruch und das Wirken der Kraft Gottes im Leben freuen.
Zum Schluss gibt Jesus seinen Praktikanten noch eines mit auf den Weg. Er sagt: »Wer euch hört, der hört mich. Und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab. Aber wer mich ablehnt, der lehnt damit Gott selbst ab, der mich gesandt hat.« Lukas 10, Vers 16
Mich beeindruckt, dass Jesus sich so stark mit seinen Praktikanten identifiziert, dass er solche Worte wählt. Wenn ihr redet, sprecht ihr in meinem Namen, versichert Jesus. Dann wird es so sein, als würden die Leute mich hören. In gleicher Weise sagt er: Solltet ihr abgelehnt werden, dann trifft mich diese Ablehnung ebenso. Dann lehnen diese Menschen sogar Gott ab, der Jesus gesandt hat.
Was das bedeutet
Heute feiern Christen den 1. Sonntag nach Trinitatis. Als Leitgedanke für heute und die kommende Woche sind die eben zitierten Worte von Jesus ausgewählt worden: »Wer euch hört, der hört mich. Und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab. Aber wer mich ablehnt, der lehnt damit Gott selbst ab, der mich gesandt hat.«
Dieses Zitat ist mit Bedacht an dieser Stelle im Kirchenjahr platziert worden. Es steht am Beginn jener Zeit, in der das, was die Jünger von Jesus einst im Praktikum gelernt hatten, seine Anwendung finden soll. Gott hat die Nachfolger von Jesus an Pfingsten mit dem Heiligen Geist ausgestattet. Jetzt geht es darum, das in die Tat umzusetzen, was sie zuvor geübt haben.
Lassen Sie mich den Bogen zu heute schlagen, denn diese Worte sind auch für mich relevant.
Als Christ bin ich der Überbringer dessen, was Jesus gelehrt hat. Und das bedeutet, dass ich Verantwortung trage. Es kommt auf das an, was ich sage und wie ich lebe.
Ich verstehe das so: Wenn die Botschaft willkommen geheißen wird, kann viel Gutes entstehen. Dann wird der Segen Gottes sich dort ausbreiten, wo ich mich aufhalte. Gott kann und wird durch mich wirken. Und davon werde ich auch profitieren.
Aber ich muss mich nicht verkämpfen. Nicht jeder heißt das Evangelium willkommen. Das ist in Ordnung. Es entlastet mich, dass Jesus für diesen Fall mich ermutigt, weiterzuziehen und mich anderen Menschen zu zuwenden. Der Glaube ist eine freiwillige Angelegenheit. Jeder entscheidet für sich, wie er oder sie sich zur Botschaft des Evangeliums und der Person Jesu verhalten.
Was ich mitnehme
Was nehme ich für die kommende Woche mit? Hier sind drei Anregungen, die mir wichtig geworden sind:
- Ähnlich wie seinerzeit die 72 Praktikanten bin ich ebenfalls ausgesendet worden. Ich bin im Auftrag meines Meisters unterwegs. Ich bin gesandt. Seit Christi Himmelfahrt und Pfingsten ist das das Selbstverständnis der Christen.
- Mein Auftrag ist es, der Überbringer einer guten Botschaft zu sein. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich nicht dazu berufen bin, andere mit frommem Moralin zu bespritzen.
- Dort, wo ich willkommen geheißen werde, kann der Segen Gottes, also sein Friede und sein Wohlwollen sich verbreiten.
Zu guter Letzt:
Andachten, wie diese veröffentliche ich jeden Sonntag. Wenn Sie mögen, dann können Sie hier mehr lesen oder hören. In jedem Fall freue ich mich, von Ihnen zu hören. Gerne können Sie sich auf mit theologischen Fragen an mich wenden.
Bildquellen
- 435305458: Stockfour/Shutterstock