Als kleiner Junge kam es schon mal vor, dass ich von meiner Mama einen Auftrag erhalten habe. Das klang dann ungefähr so: „Wolf-Dieter, bitte sage deinem Bruder dieses oder jenes.“
Mit diesem Auftrag und mit höherer Autorität ausgestattet, bin ich kleiner Steppke, dann losgezogen. Und tatsächlich, zuweilen hat mein Bruder sich beeindrucken lassen. Wie gesagt, manchmal.
Im Auftrage eines anderen unterwegs zu sein, kann mir Bedeutung verleihen. Plötzlich hören Leute zu, die mich sonst nicht beachten würden. Aber ein solcher Auftrag kann mir auch jede Menge Ärger einbringen.
Es kommt darauf an, in wessen Auftrag ich unterwegs bin, wie die Botschaft lautet und wer der Empfänger ist.
Ein ungewöhnlicher Auftrag
Der Apostel Petrus schreibt den Christen seiner Zeit, dass ein Ruf an sie ergangen ist. Ein Auftrag. Sie sollen aus dem Dunkel heraustreten ins helle Licht Gottes.
Zusammengefasst klingt das in der Bibel so:
Gott hat euch berufen aus der Finsternis in sein wunderbares Licht. 1. Petrusbrief 2, Vers 9 (Übersetzung Martin Luther)
Was könnte Petrus damals gemeint haben, wenn er seine Leser dazu aufforderte, aus dem Dunkel herauszutreten ins Licht Gottes? Und – wenn ich sein Anliegen auf heute übertrage, – was würde das für mich bedeuten?
Rein ins Rampenlicht
Gott hat mir die Aufgabe zugedacht, dass ich heute für alle gut sichtbar als ermutigendes Beispiel dessen stehe, wozu seine Gnade fähig ist. Deshalb soll ich ins Licht treten. An mir sollen andere sehen können, wie Gott das Leben von Menschen verändert.
Das empfinde ich einerseits als eine Wertschätzung Gottes. Andererseits macht es mich nervös. Denn aus dem Dunkel ins Licht treten, bedeutet ja, mich ins Rampenlicht zu stellen und damit einen Raum einzunehmen, in dem ich mich unwohl fühle. Mit einem Mal bin ich bestens sichtbar, und zwar für jeden. Zu allem Unglück hat das Licht Gottes auch noch die Eigenschaft, auf das zu leuchten, was mir möglicherweise peinlich ist. Worauf ich nicht stolz bin, was aber zu mir gehört.
Die Aufforderung von Petrus erlebe ich deshalb als ausgesprochen herausfordernd.
Aber ein zweiter Blick auf den Bibelvers macht mir wiederum Mut. Mir wird bewusst, dass es in erster Linie nicht um meine Selbstdarstellung geht, sondern darum, dass das Wirken Gottes an mir sichtbar wird.
Wie tröstlich denke ich mir, dass es nicht um eine perfekte Inszenierung geht. Wenn ich Gottes Auftrag folge und mich in sein Licht stelle, dann geschieht das im Verständnis, dass seine Arbeit an und mit mir noch nicht fertig ist.
Das Rampenlicht soll das Werk des Meisters zeigen. Neben mir, dem „Ausstellungsstück“, klärt ein Hinweisschild die Betrachter auf: „unfertig“ oder „Farbe noch nicht trocken“.
Und damit fällt es mir leicht, die Brücke zu dem Bibelvers zu schlagen, der als Motto über diesem Sonntag und die kommende Woche steht. Paulus hat ihn in seinem 2. Brief an die Christen in der griechischen Hafenstadt Korinth geschrieben:
„Gehört also jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas völlig Neues hat begonnen“, 2. Korintherbrief 5, Vers 17 (Übersetzung Hoffnung für alle).
Letztendlich geht es also darum, das „völlig Neue“, das entstanden ist, der Öffentlichkeit zu präsentieren. – Und da stellt sich mir die Frage, ob ich mich darauf einlasse.
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