Echte Größe zeigt sich in meinem Mut

Podcast: Echte Größe zeigt sich in meinem Mut

Vergangenes Wochenende war ich zu einer Fachtagung in den Niederlanden. Dort habe ich viele gute Bekannte und Geschäftsfreunde getroffen. Eine Begegnung hat mich besonders bewegt. Es war der Abschied von einem amerikanischen Ehepaar, mit dem ich über zwanzig Jahre zu tun gehabt hatte. Für beide war diese Tagung der Abschluss ihrer beruflichen Tätigkeit. Mit nunmehr 68 Jahren planen beide ab Oktober in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. 

Ein solcher Abschied hat einen bittersüßen Beigeschmack. Man schaut zurück auf das, was entstanden ist. Erinnert sich an gemeinsame Projekte. Lässt schöne Begegnungen noch einmal aufleben. Und danach? Tja, dann drückt man dem anderen ein letztes Mal die Hand und wünscht das Allerbeste für den kommenden Lebensabschnitt. 

Ausgehend von diesem Abschied sind meine Gedanken weitergezogen. Plötzlich tauchten andere Menschen und Situationen auf. Darunter waren auch Personen, die es nicht gut mit mir gemeint haben. Von einigen weiß ich, dass sie mir schaden wollten. Vielleicht hatte ich sie bei irgendeiner Gelegenheit verletzt oder es hatte einen anderen Anlass gegeben. Jedenfalls war ich in ihren Augen nicht gut gelitten. 

Ein Leben auf der Flucht

Was der junge David erleben musste, ist mir allerdings erspart geblieben. Mehrere Mordversuche durch einen bipolaren König, der um seinen Thron fürchtete und deshalb mit allen Mitteln David nach dem Leben trachtete. 

Dieser Hass zwang David 20 Jahre lang zur Flucht vor König Saul. Ständig musste er auf der Hut sein vor seinem Widersacher und dessen Schergen.

Einmal wurde es eng für David. Ohne alternative Versteckmöglichkeiten und mit dem Feind dicht auf den Versen, verkrochen sich David und seine Männer in einer Höhle in der Nähe der Oase En Gedi am Toten Meer. Dort wollten sie ausharren, bis Saul und seine Truppe abgezogen waren. 

Jetzt wird’s eng!

Aber zu allem Unglück suchte sich Saul ausgerechnet diese Höhle aus, um ungestört sein Geschäft zu verrichten. Nichts ahnend betrat er die Höhle, in der für ihn eine potenziell tödliche Gefahr lauerte. David hätte Saul mühelos umbringen können, wird in der Bibel berichtet. Aber er tat es nicht. Stattdessen schnitt er Saul hinterrücks und unbemerkt ein Stück Stoff aus dessen Gewand. 

Als Saul die Höhle verlassen hatte, um seine Verfolgungsjagd fortzusetzen, erschien David plötzlich am Höhleneingang. In seinen Händen hielt er den abgetrennten Stoff. Er hätte Saul töten können, rief er diesem zu, er habe es aber nicht getan, weil er ihm den Thron nicht streitig machen wollte. 

König Saul muss der Schrecken noch in den Knochen gesessen haben, jedenfalls ist von ihm folgende Antwort überliefert: „Wo ist jemand, der seinen Feind findet und lässt ihn im Guten seinen Weg gehen? Der Herr vergelte dir Gutes für das, was du heute an mir getan hast!“ (1. Samuel 24, Vers 20).

Zugegeben, das ist eine krasse Geschichte, die David erlebt hat. Erst muss er flüchten und sich über lange Zeit immer wieder neu verstecken, weil ein psychisch kranker Fanatiker hinter ihm her ist. Dann bekommt er die Chance seines Lebens, seinen Feind ein für alle Mal loszuwerden, und zieht das nicht durch. Stattdessen begibt er sich in höchste Gefahr, indem er sich aus seinem Versteck herauswagt und öffentlich zeigt. So viel ist klar: Das hätte nach hinten losgehen können! 

Was das mit mir zu tun hat

Wie lassen sich die Prinzipien dieser Geschichte auf heute übertragen? Kann ich mich nicht zur Wehr setzen, wenn ich ungerecht behandelt werde? Wenn das Recht auf meiner Seite steht? Muss ich passiv zusehen, wenn ich mitbekomme, dass mich jemand vernichten will? 

Ich glaube nicht, dass das die richtigen Schlüsse aus dieser Geschichte wären. David ließ sich nicht auf eine direkte Konfrontation mit Saul ein. Vielmehr akzeptierte er Sauls Regentschaft. Er zog es vor um seiner Integrität und seines Glaubens Willen, sich zurückzuhalten und so den Weg des Friedens einzuschlagen.

Letztendendes zeichnete David eine Haltung des Großmuts aus, während Saul in seiner Raserei nur eines vor Augen hatte: seinen angeblichen Widersacher für immer aus dem Weg zu schaffen. 

Am Rande bemerkt: Davids Sohn Salomo hat viele Jahre später einen Rat niedergeschrieben, der bis heute als Redewendung fester Bestandteil unserer Sprache ist: Feurige Kohlen auf jemandes Haupt sammeln. (Link: Hier gehts zur Urform des Sprichworts)

Zurück zur Geschichte. Ich frage mich: Könnte Davids Haltung zu mir passen? Den kurzfristigen Nutzen zugunsten meiner Integrität zurückzustellen? Und zwar auch dann, wenn das risikobehaftet sein könnte?

David blieb seinen Prinzipien treu. Er tat nicht das, was nahe lag. Vermutlich wird ihm das bei seinen Soldaten Kopfschütteln und Unverständnis eingebracht haben. Langfristig jedoch ist die Hochachtung vor seinem konsequenten Handeln geblieben. 

Soweit für heute. Ich möchte Ihnen am Ende unserer gemeinsamen Zeit noch einen Segen zusprechen. 

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen.  4. Mose 6, Verse 24-27

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