Drei Gründe, warum Grenzen gut für mich sind

Podcast: Drei Gründe, warum Grenzen gut für mich sind

Kurz & knapp: Überall werden Grenzen in Frage gestellt und permanent verschoben. Vielleicht auch deshalb, weil sie lästig und einengend wirken. Andererseits können sie Chancen ermöglichen und vor ernstem Schaden bewahren

Grenzen verschwinden oder werden verschoben

Ich werde nicht vergessen, wie sich das angefühlt hat, als wir vor Jahren mit dem Wohnwagen nach Portugal gereist sind. Das Schengener Abkommen war seinerzeit gerade in Kraft getreten. Niemand wollte unsere Reisepapiere sehen. Weder an der französischen noch an der spanischen oder portugiesischen Staatsgrenze. Die Übergänge waren regelrecht verweist. Wir genossen freie Fahrt. 

Einige Grenzen haben sich in Luft aufgelöst, d.h., sie sind für den oberflächlichen Betrachter nahezu unsichtbar geworden. Andere Grenzen werden von Jahr zu Jahr verschoben. Der technische Fortschritt macht das möglich. Es sind gerade einmal 120 Jahre seitdem die Gebrüder Wright zum ersten Mal ein motorgetriebenes Fluggerät nahe Kitty Hawk starteten. Heute transportieren gigantische Flugzeuge, wie der A 380 viele hundert Passagiere von einem Kontinent zum nächsten. 

Auch nach oben verschiebt die Architektur permanent die Grenzen. Das höchste Gebäude der Welt, der Burj Khalifa ragt in Dubai sagenhafte 828 Höhenmeter empor. Derweil beschleunigen Quantencomputer das Tempo der Rechenleistungen ins schier Unermessliche und ermöglichen so Rechenoperationen, die vormals als unlösbar galten.

Es hat den Anschein, als ob in dieser Welt alles möglich ist, wenn nur der Wille und ausreichend Kapital vorhanden sind. Das Mantra der Menschen lässt sich auf die Formel bringen: Immer schneller, immer größer, immer besser. 

Diese Haltung hat auch im Arbeitsleben Einzug gehalten. Und deshalb will ich heute über drei Aspekte von Grenzen schreiben, die mir wichtig erscheinen. Denn: 

  • Nicht alle Möglichkeiten sind gut für mich.
  • Grenzen, die ich dauerhaft überschreite, können zum ernsten Problem werden.
  • Durch Begrenzungen kann Kreativität freigesetzt werden. 

Nicht alle Möglichkeiten sind gut für mich

Bloß weil etwas technisch möglich ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es gut für mich ist. Die Spritztour mit dem neuen Porsche meines Schwagers war ein Erlebnis der besonderen Art. Ein paar Minuten lang mit 240 km/h auf der A 45 unterwegs zu sein, war berauschend. Aber wäre ein solcher Fahrstil auf die Dauer angemessen, geschweige denn gut für mich oder die anderen Verkehrsteilnehmer? Sicher nicht.

Auch an anderen Stellen ist es gut für mich, wenn ich erst gar nicht in Versuchung gerate. Endloses Surfen mit Handy oder Tablett kann beispielsweise zu Schlafmangel führen. 

Ich kenne Leute, die ihren Router so programmiert haben, dass dieser sich um 22 Uhr abschaltet. Allein der Umstand, dass das WLAN nicht mehr verfügbar ist, erinnert sie daran, dass es Zeit zum Schlafen ist.

Ich bin davon überzeugt, dass ich die Voraussetzungen dafür schaffe, an anderer Stelle Außerordentliches leisten zu können, wenn ich mich gezielt einschränke. Es stimmt: Weniger ist auf die Dauer mehr.

Dauerhaft überschrittene Grenzen können zum Problem werden

Einen Motor kurz aufheulen lassen, verursacht aus technischer Sicht keinen Schaden. Auch ein Überholmanöver im oberen Drehzahlbereich ist ebenfalls möglich. Jedoch können dauerhaft hohe Tourenzahlen jeden Motor zerstören. 

In ähnlicher Weise sind kurze Sprints im Arbeitsalltag unproblematisch. Das gilt in gleicher Weise für die gelegentliche Extraschicht. Dauerhaft sehr lange Stunden oder ein zu hohes Arbeitstempo können hingegen sehr schädlich werden. Und das für meine Gesundheit ebenso wie für meine Leistungsfähigkeit und meine Beziehungen. 

Was würde zutage gefördert, wenn ich mein Leben auf Grenzüberschreitungen durchforste? Könnte die Devise „weniger ist mehr“ auch hier zutreffen?  

Begrenzungen können die Kreativität anregen

Wen beeindruckt es, wenn ein gestecktes Ziel mit Hilfe von sehr viel Zeit, Geld und Manpower erreicht wird? Erziele ich hingegen das gleiche Ergebnis mit knappen Mitteln, ist das eine hohe Kunst und in meinen Augen bewunderungswürdig. 

Deshalb behaupte ich, dass Begrenzungen auch ihr Gutes haben. Sie zwingen mich dazu, dass ich die eigene Perspektive verändere. Ich muss mit anderen Augen auf das Problem schauen. Das wiederum kann Kreativität freisetzen. Die Frage lautet: Will ich mich diesem möglicherweise schmerzhaften Prozess aussetzen? Verlasse ich ausgetretene Denkpfade? Erkunde ich neue Wege? Auch wenn mir das das Kopfschütteln der anderen einbringt und die reelle Gefahr des Scheiterns im Raum steht? Bin ich bereit, die Geisteshaltung eines Possibilisten (siehe dazu meinen Artikel: Was in aller Welt ist ein Possibilist?) einzunehmen; jemand, der – ähnlich einem Visionär – das Bild einer besseren Zukunft vor Augen, überall nach Lösungswegen sucht?   

Fazit

Wie geht es Ihnen, frage ich mich? Sind Grenzen für Sie kein Problem? Schaue ich auf mein eigenes Leben, dann stelle ich fest, dass ich mich schon als Jugendlicher mit Grenzen schwergetan habe. Diese Charaktereigenschaft habe ich bis heute nicht abgelegt. Die Folge: Ich habe über die Jahre meine liebe Not mit Grenzen gehabt. Vor allem dann, wenn ich die aufgestellten Grenzen nicht nachvollziehen konnte. 

Wie wäre das, wenn Sie und ich unser Leben durchforsten, um herauszufinden, wo dauerhafte Grenzüberschreitungen die eigene Entwicklung behindern? 

Bildquellen

  • pexels-cottonbro-5740528: Foto von cottonbro: https://www.pexels.com/de-de/foto/spielen-sport-boden-hof-5740528/

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