Die wichtige 72-Stundenregel

Was ich nicht binnen 72 Stunden tue, lasse ich dauerhaft liegen. Das ist bei mir leider so und ich vermute, dass es Ihnen ähnlich geht. 

Es spielt keine Rolle, ob ich einen bewegenden Vortrag höre oder ein gutes Buch lese, davon begeistert bin und mir vornehme, etwas daraus umzusetzen. Lasse ich 3 oder mehr Tage verstreichen, ist das Vorhaben vergessen oder durch irgendetwas anderes verdrängt. 

Weil mich dieses Verhalten an mir selbst stört, will ich kurz beschreiben, wie ich mit dem Thema umgehe. Aber bevor ich auf die berufliche Seite zu sprechen komme, will ich ein privates Vorhaben schildern, mit dem vermutlich viele sich identifizieren können. Ich nenne es mein …

Projekt 88

Das unter meinen Freunden und Bekannten bestens bekannte »Projekt 88« ist ein klassisches Beispiel für das Nichteinhalten der 72-Stundenregel. 

Irgendwann hatte ich für mich erkannt, dass es gut wäre, von meinen deutlich über hundert Kilo Gewicht herunterzukommen. Für meine Körpergröße wären 88 Kilos angemessen. 

Wie gesagt, ich hatte erkannt, dass das wichtig für mich ist. Aber, anstatt meine Erkenntnisse beherzt umzusetzen, habe ich dieses Wissen viele Jahre vor mir hergeschoben und nichts weiter unternommen. Wie heißt es so treffend? Der Wille ist stark, das Fleisch aber schwach

Dann, in einem leichtsinnigen Moment, habe ich öffentlich (es war ein Vortrag) über mein Vorhaben und den damit verbundenen Kampf gesprochen und das hat mich schlussendlich in Zugzwang gebracht. 

 Sie haben keine Ahnung von der Wirkung meiner Bemerkung! Über mehrere Jahre wurde ich immer wieder von Leuten angesprochen, die sich – leicht amüsiert – über den Stand meines »Projekts 88« erkundigten. 

Irgendwann hat es mich gepackt und ich habe meinem Entschluss sofort Taten folgen lassen. Um sicherzustellen, dass ich mein Ziel erreichte und halten konnte, führte ich Routinen ein. 

Seit jenem denkwürdigen Tag stelle ich mich beispielsweise jeden Morgen auf die Waage, protokolliere meine Ernährung mit der Hilfe einer App und bewege mich ausgiebig. Für dieses Jahr habe ich mir einen Tagesdurchschnitt von 7.000 Schritten vorgenommen. 

Das mag ein wenig zwanghaft wirken, macht aber nichts, denn die Pfunde begannen zu schmelzen. Seit drei Jahren bin ich am Ziel „angekommen“. 

Zwei Faustregeln

  1. Wie bereits erwähnt: Maßgebend für den Erfolg eines Vorhabens ist die 72-Stundenregel. Zwischen der Erkenntnis oder dem Vorsatz und der Umsetzung dürfen maximal drei Tage liegen. Verstreicht mehr Zeit, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man das nicht umsetzen, was man sich vorgenommen hat.
  2. Wenn ich nicht mindestens sechzig Mal tue, was ich mir vorgenommen habe, bilde ich keine Routine. Die Folge ist, dass ich zu viel Willenskraft aufbringen muss und es besteht die Gefahr, dass mein Vorhaben ein Vorsatz bleibt. Gelingt es mir jedoch, durchzuziehen, brauche ich noch nicht einmal den Jo-Jo-Effekt zu fürchten.

Was bedeutet das für den Führungsalltag?

Das Prinzip lässt sich auf viele Felder anwenden. Beispielsweise, wie ich mit dem E-Mail-Eingang umgehe oder die Art, wie ich Mitarbeiter wertschätze. Entscheidend ist mein beherztes Zupacken und anschließend zähes Dranbleiben.

Jeder muss seinen eigenen Weg finden. So gehe ich vor: 

  1. Wenn mir eine Idee kommt, halte ich diese schriftlich fest und befasse mich zeitnah noch einmal damit.
  2. Dann mache ich mir über die erforderlichen Schritte oder Handlungen Gedanken und ergänze meine Notizen.
  3. Ich werde mir über den wünschenswerten Mehrwert oder Vorteil klar. Da ich mit einer guten Vorstellungsgabe ausgestattet bin, stelle ich mir das Ergebnis möglichst bildlich vor.
  4. Mein nächster Schritt: Ich lege einen zeitnahen Termin fest, an dem ich aktiv werde.
  5. Ich schaffe mir Erinnerungsmomente in Form eines kleinen Zettels in der Jacke, eines Hinweises in meiner elektronischen To-do-Liste, etc.
  6. Anschließend überlege ich, wie ich das, was ich mir vorgenommen habe, wiederholen kann und lege entsprechende Termine fest.
  7. Routinen entscheiden über meinen Erfolg. Deswegen bin ich an dieser Stelle sehr konsequent, mir selbst und anderen gegenüber. 
  8. Ich habe gelernt, dass eine kleine Belohnung – so zusagen als Etappenziele – mich motiviert.

Denken Sie daran. Es bedarf keiner magischen Fähigkeiten. Lediglich Ihr Entschluss und die Bereitschaft, die Sache konsequent durchzustehen, sind erforderlich. 

Noch ein Hinweis

Weitere Artikel rund um den Themenschwerpunkt finden Sie in der Kategorie „persönliche Entwicklung“. Beispielsweise über das Hochstapler-Syndrom oder den Wunsch, sich neu zu erfinden

Bildquellen

  • Bild-ID 73827660_M: underdogstudios / Fotolia.com

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