Vor einiger Zeit habe ich einen bemerkenswerten Film gesehen. Er basiert auf Marlen Haushofers gleichnamigen Roman Die Wand. Martina Gedeck spielt in dem österreichisch-deutschen Drama nach dem Drehbuch und unter der Regie von Julian Pölsler die Hauptrolle.
Es geht um eine unsichtbare und unüberwindbare Wand, die wie aus dem nichts plötzlich da ist und das Leben der Protagonistin eingrenzt, sie gefangen hält in einem abgelegenen Bergtal.
Zugegeben, der Film ist das diametrale Gegenstück zu den üblichen Actionfilmen aus Hollywood. Die Handlung mäandert vor sich hin und ist für meinen Geschmack an Langweile kaum zu überbieten. Allerdings ist das Konzept der unsichtbaren und unüberwindbaren Wand interessant.
Mich hat es an ein Phänomen erinnert, das Sie vielleicht aus Ihrem beruflichen Alltag kennen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine unsichtbare Wand, sondern um etwas, dass einem gläsernen Deckel ähnelt und das Weiterkommen schier unmöglich macht.
John Maxwell hat das Phänomen erstmals beschrieben. In seinem Buch Leadership. Die 21 wichtigsten Führungsprinzipien schreibt er: „Führungsfähigkeit ist der Deckel, der die Wirksamkeit eines Menschen bestimmt.“[1]
Die Auswirkung des „Gesetzes“
John C. Maxwell spricht über ein universelles Phänomen, das Einfluss nimmt auf unsere Entwicklung. Er verwendet ein kraftvolles Bild, in dem er vom »Gesetz des Deckels« spricht. Es besagt, dass die Führungsfähigkeit das Leistungsniveau eines Menschen bestimmt. Dabei spielen theoretische und emotionale Intelligenz gleichermaßen eine Rolle.
Was bedeutet das für Sie und mich?
Ihre und meine Führungsfähigkeit gleicht einem unsichtbaren Deckel, der Ihre und meine Entwicklungsmöglichkeiten begrenzt.
Anders gesagt, werde ich die Firma, die ich führe, oder den Unternehmenszweig, die Abteilung, das Team oder was auch immer meinen Verantwortungsbereich darstellt, nur so weit entwickeln können, wie meine Führungsfähigkeit reicht.
Die Geschäftsidee mag genial sein, der wirtschaftliche Erfolg wird in weiten Teilen von meinem Format als Führungskraft bestimmt, um nicht zu sagen, begrenzt.
Lassen Sie mich ein abstraktes Beispiel anführen. Es kann sein, dass die Führungsbegabung eines Menschen auf einer zehnstelligen Skala lediglich bei vier liegt. Entsprechend gering ist das Entwicklungspotenzial seiner Unternehmung. Aus sich selbst heraus kann der Betreffende nicht viel mehr erreichen, als was mit einer „4“ möglich ist.
Was ist, wenn ich feststelle, dass meine Führungsbegabung nicht im oberen Drittel der Skala angesiedelt ist? Muss ich mich damit zufrieden geben? Bedeutet das, dass mir kein Erfolg möglich ist? Nein, überhaupt nicht!
Ich kann mit der Hilfe anderer meinen eigenen »Deckel« anheben, also beispielsweise aus einer Fünfer-, eine Sechser- oder Siebener-Kompetenz entstehen lassen. Das geht sogar recht einfach. Es bedarf allerdings ein bisschen Mut und die Bereitschaft, Erkanntes konsequent umzusetzen.
Nachfolgend habe ich ein paar Tipps zusammengetragen.
Was ich tun kann
- Bereitschaft für einen inneren Kassensturz. Vielleicht trifft es das Wort Mut noch besser, denn ich muss schonungslos ehrlich zu mir selbst sein, wenn ich mir die Frage beantworte, ob ich einem Aufgabenfeld gewachsen bin.
- Meine Schwachstelle(n) identifizieren. Wo könnte mir fachlicher Rat und Hilfe guttun? Was können andere besser oder schneller als ich leisten? Was fällt mir schwer?
- Für nötige Unterstützung an diesen Stellen sorgen. Indem ich das tue, geschehen mehrere Dinge: Ich schaffe für mich ein günstigeres Wirkungsfeld, steigere meine Effektivität und ich verhelfe Menschen mit einem anderen Begabungsprofil dazu, in ihren Stärken zu leben und zu arbeiten. Alle Beteiligten profitieren, ich am meisten!
- Darauf achten, dass jene, die mir zum Erfolg verhelfen, angemessen daran beteiligt werden. Das kann durch Geld geschehen, aber auch durch öffentliche Anerkennung oder andere Maßnahmen. So vermeide ich, dass andere sich ausgenutzt fühlen. Denn indem andere von meinem Erfolg profitieren, sei es ideell, emotional oder materiell, werden sie gerne bereit sein, auch künftig mit mir zusammen zu arbeiten. Das wiederum ist die beste Voraussetzung dafür, meine Führungsfertigkeiten auszubauen.
Und damit zu Ihnen …
Fällt Ihnen spontan etwas ein, dass wie ein gläserner Deckel Ihr Weiterkommen verhindert hat? Wie ist diex^xser Deckel beschaffen? Was können Sie tun?
[1] John C. Maxwell: Leadership. Die 21 wichtigsten Führungsprinzipien (Brunnen Verlag, Gießen: 2003) Seite 16. Hier ist der Link zur Taschenbuchausgabe.
Bildquellen
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