Das leicht missglückte Krippenspiel

Podcast: Das leicht missglückte Krippenspiel

Vor ein paar Tagen habe ich mit einem ehemaligen Kollegen gefrühstückt. Im Verlauf unseres Gesprächs kamen wir auf einen gemeinsamen Bekannten und eine nette Geschichte zusprechen, die sich vor längerer Zeit in der Schweiz zugetragen haben soll. Ich möchte sie Ihnen nicht vorenthalten. Sie handelt von einem Krippenspiel, das Kinder aufgeführt haben.   

Das Vorhaben

Nachdem alle Rollen besetzt worden waren, musste man noch eine vergeben. Ausgewählt wurde ein gutmütiger, etwas kräftige Junge. Er sollte den Herbergsvater spielen und Maria und Joseph mit den Worten abweisen, dass es im Haus leider keinen Platz für das Paar gab und sie bitte weiterziehen sollten.

Die Aufführung rückte näher und nach etlichen Proben waren sich alle Beteiligten sicher, dass das kleine Krippenspiels gelingen würde.

Dann kam der große Tag. Der Gottesdienstraum war bis zum letzten Platz mit Besuchern gefüllt. Voller Erwartung blickte man zu den Akteuren auf der Bühne.  

Der große Moment 

Wie geplant erschienen die hoch schwangere Maria und Joseph und mussten erleben, wie sie an verschiedenen Türen abgewiesen wurden. Am Ende erreichten sie jene Herberge, wo der gutmütige, etwas kräftige Junge ihnen öffnete. Joseph bat um Einlass. Aber statt sie auf den Stall zu verweisen, zögerte der Herbergsvater. Schließlich meinte er gutherzig: „Es ist zwar schon alles voll. Aber wenn wir zusammenrücken, bringen wir euch vielleicht noch unter.“  Damit forderte er das verdutzte Paar auf, einzutreten. 

Die unerwartete Wendung verblüffte das Publikum. Raunen und Kichern machten sich breit. Aber nichts passierte. Schließlich sprang der Pfarrer auf und verschwand hinter der Kulisse. 

Es dauerte einen Moment, dann öffnete sich die Tür der Herberge erneut und Joseph und Maria traten mit den Worten hervor: „Puh, das war wirklich viel zu eng! Wir gehen lieber in den Stall.“ 

Damit war das Krippenspiel gerettet und Jesus konnte wie vorgesehen im Stall geboren werden.

Was mich bewegt

Mich hat diese Geschichte von dem leicht missglückten Krippenspiel angesprochen. Ich fand die ehrliche Reaktion des Jungen herzerwärmend. Er hatte Mitleid für Maria und Joseph empfunden und nicht vermocht, das junge Paar in seiner Not abzuweisen. Kurzerhand wich er vom Skript ab und lud die beiden in sein bereits übervolles Haus ein.

Wie wäre das, habe ich mich gefragt, wenn Sie und ich an diesem Weihnachtsfest von unserer gewohnten Tradition ein wenig abweichen? Wenn wir den Retter dieser Welt in unserer Mitte willkommen heißen, anstatt ihn in den Stall zu verfrachten? 

In einem Weihnachtslied stellt der bekannte Dichter Paul Gerhardt folgende Frage: 

Wie soll ich dich empfangen 

und wie begegne ich dir, 

o aller Welt Verlangen, 

o meiner Seelen Zier? 

O Jesu, Jesu, setze 

mir selbst die Fackel bei, 

damit, was dich ergötze, 

mir kund und wissend sei.

In diesem Sinne möchte ich Ihnen von Herzen ein gesegnetes und fröhliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben wünschen. 

Bildquellen

  • openart-image_KysSXYhG_1734943203025_raw: openart.ai

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