Das Äffchen auf meiner Schulter

Podcast: Das Äffchen auf meiner Schulter

Ist das mein Problem? Gute Frage! Ja, ich meine das ehrlich: Das ist eine sehr gute und im Führungsalltag berechtigte Frage.

Leider werden in vielen Firmen unselbstständige Mitarbeiter „erzogen“. Anstatt eigenständig und sorgfältig das Für und Wider abzuwägen und dann mutig zu entscheiden, wird Verantwortung an den Vorgesetzten weitergereicht. 

 Das schmeichelt den Chef ungemein und bewahrt den Mitarbeitenden vor unnötigem Ärger, so die verständliche Logik.

Bedauerlicherweise machen viel zu viele Vorgesetzte bei diesem Spielchen mit und lassen sich Probleme aufbürden, die sie eigentlich nicht zu tragen bräuchten.

Plötzlich sitzt ein Äffchen auf meinem Schreibtisch 

Vor Jahren hat es der inzwischen verstorbene Managementtrainer Hans-Joachim Thomas einmal so gesagt: 

„Es ist, als würde irgendwer mir ein Äffchen auf die Schulter oder den Schreibtisch setzen und mich dann damit allein lassen. Und ich? Ich sitze da, bin abgelenkt und soll mich kümmern.“ 

Für solch unerquickliche Situationen gibt es probate Gegenmittel. Ich muss mir in solchen Momenten lediglich ein paar einfache Fragen stellen. Beispielsweise diese: 

1. Warum ich? 

Warum sollte ich mich in meiner Rolle als Chef um das Problem kümmern? Bloß weil es mir jemand auf den Schreibtisch gekippt hat, bedeutet das noch lange nicht, dass ich gefragt bin. Gut ist in diesen Momenten die Frage: Bin ich wirklich dafür zuständig? Ist es meine Aufgabe als Vorgesetzter, das Problem oder die Herausforderung zu lösen? Könnte das jemand anderes genauso leisten? Gibt es jemanden im Unternehmen, der das besser als ich könnte?  

Hier spielt ein weiterer Aspekt eine wichtige Rolle. Ich muss mir darüber klar werden, wie weit der Handlungsspielraum des betreffenden Mitarbeiters reicht. Daraus resultiert die Frage: Entscheidet er nicht, weil er es tatsächlich nicht darf oder ist Bequemlichkeit im Spiel?

Eine zweite Frage: 

2. Warum jetzt?

Manche Äffchen entwickeln ihr Eigenleben, wenn sie erst einmal auf meiner Schulter oder dem Schreibtisch sitzen. Sie verlangen nach meiner ungeteilten Aufmerksamkeit. Es ist wie mit einem klingelnden Telefon, das sich ebenfalls nur schwer ignorieren lässt. 

Trotzdem muss ich mich fragen, ob das Anliegen tatsächlich den Vorrang genießen sollte, den es zu haben vorgibt. Es könnte auch sein, dass es sich nur so anfühlt, als habe die Sache Priorität, weil es laut und wortreich vorgetragen wird.

Das führt mich zur dritten Frage, die meines Erachtens die Wichtigste ist: 

3. Warum überhaupt? 

Nicht alles, was mit Überzeugungskraft vorgetragen wird, muss vom Chef persönlich erledigt werden. Mehr noch, es darf überlegt werden, ob ins fragliche Anliegen überhaupt Kräfte und Ressourcen investiert werden sollten. 

Eine hilfreiche Sicht

Eine wertvolle Anregung habe ich von Andy Stanley übernommen. Er rät, zunächst einmal herauszufinden, ob ich das Problem überhaupt lösen kann. Es könnte sich um eine Spannung handeln, die bewältigt werden muss.

Nicht jedes Anliegen oder schwierige Situation, die auf meinem Schreibtisch landet, ist ein Problem, das ich lösen kann. Denken Sie an neue Mitbewerber auf den Markt oder an Schwierigkeiten, die infolge von schlechter Witterung auftreten. Auf beides habe ich keinen Einfluss. Ich kann lediglich mit der neuentstandenen Situation umgehen lernen.

Stanley meint, dass durch gute Vorbereitung zwar manche negativen Auswirkungen abgefangen, aber eben nicht alle gelöst werden können. 

Zu guter Letzt

Wenn demnächst etwas auf Ihrem Schreibtisch abgeladen wird, dann denken Sie bitte an die drei Fragen: Warum ich? Warum jetzt? Warum überhaupt? Und wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie der richtige Ansprechpartner sind, dann überlegen Sie bitte, ob es sich um eine – vielleicht ärgerliche, aber unvermeidbare – Spannung handelt oder ein Anliegen oder Problem ist, dass Sie tatsächlich lösen können.

Soweit meine Gedanken zu diesem Thema. Weitere Artikel, die sich mit dem Themenfeld Produktivität befassen, finden Sie hier. Mir bleibt, Ihnen einen guten Tag und eine produktive Woche zu wünschen. Bis zum nächsten Mal! Wir bleiben im Kontakt.

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