Bitte verschaffe mir Recht!

Podcast: Bitte verschaffe mir Recht!

Christen feiern am heutigen Tag Judika, also den 5. Sonntag der Passionszeit. Wie es der Name Judika nahe legt, geht es heute ums Recht und ums Richten. Als Leitgedanke wurde ein Wort aus Psalm 43 ausgewählt. Gleich zu Beginn heißt es kurz und knapp: 

O Gott, verschaffe mir Recht! Psalm 43, Vers 1  Übersetzung: Hoffnung für alle  

Damals wie heute aktuell

Ich habe den Eindruck, dass dieser uralte Hilfeschrei bis heute an Relevanz nicht verloren hat. Im Gegenteil. Wenn ich um mich schaue, entdecke ich viel Ungerechtigkeit. Der eine wird hinters Licht geführt. Die andere in ihrer Gutmütigkeit gnadenlos ausgenutzt.

Ein schönes Beispiel ist der Verdienst derer, die in sozialen Berufen arbeiten. Mit Gerechtigkeit haben die gezahlten Löhne wenig zu tun. Dafür sehr viel mit einer unausgesprochenen Geringschätzung der ausgeübten Tätigkeit. Darüber kann auch der gelegentliche Applaus nicht hinwegtäuschen.

Wie schnell bin ich bei dem eben erwähnten Hilfeschrei: O Gott, verschaffe mir Recht!

Aber macht es überhaupt Sinn, sich an einen Gott zu wenden, der unsichtbar ist und den man nicht hören oder anderswie wahrnehmen kann? Ist der Ruf des Psalmbeters nicht in Wahrheit ein Schrei, der verhallen muss, weil niemand da ist, der ihn anhört und beantworten kann? 

Im Volksmund wird das so ausgedrückt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. 

Mit anderen Worten: Du bist deines Glückes Schmied und selbst schuld, wenn es dir schlecht geht.

Aber solche Sprüche helfen mir auch nicht weiter. Die Verfahrensweise Münchhausen (damit meine ich die Fähigkeit, sich beim eigenen Wickel aus dem Schlamassel zu ziehen, in den man hineingeraten ist), mit dieser Methode sind nur wenige Menschen erfolgreich. 

Du bist mein Beschützer

Der Psalmbeter macht sich in Vers 2 bewusst, wer Gott in der Vergangenheit für ihn gewesen ist: Du bist mein Beschützer, sagt er und fragt Gott: Warum lässt du mich jetzt fallen? Warum muss ich leiden unter der Gewalt meiner Feinde?

Ich kann mit diesen Vorwürfen etwas anfangen. Fallengelassen zu werden, habe ich schon erlebt. Und mit Lügnern und Betrügern habe ich mehr Bekanntschaft gemacht, als mir lieb ist. Diesbezüglich spricht mir der Psalmbeter aus dem Herzen. 

Aber er bleibt nicht stehen bei seiner Not. Er wendet sich an Gott und erbittet Hilfe. Das tut er mit den Worten: Gib mir dein Licht und deine Wahrheit! 

Ihm geht es nicht darum, dass Gott auf wundersame Weise alles zum Guten fügt. Vielmehr bittet er um zwei Dinge, mit deren Hilfe er aktiv werden kann: Gottes Licht und Wahrheit. 

So ausgestattet, will er dorthin zurückkehren, wo er Gottes Nähe vermutet. – Für die Israeliten jener Zeit war dies der heilige Berg. Dort stand der Jerusalemer Tempel und dort wohnte in der Vorstellung der Gläubigen Gott. 

Psalm 43 ist ein schönes Beispiel dafür, wie ich mich als Christ verhalten kann. Auf Sie und mich übertragen, heißt den Glauben leben, dass ich mit meiner Situation offen umgehe. Ich nenne die Missstände beim Namen und rechne mit Gottes Hilfe. Letztere kann darin bestehen, dass er meine Gedanken erhellt und mir angesichts von Lügen und Betrügereien zeigt, was die Wahrheit ist.

Es kann sein, dass Gott mir die Klärung meines Problems nicht auf dem Silbertablett präsentiert, sondern mich einbinden will. Vielleicht will er, dass ich Teil der Lösung werde, indem ich das zur Hand nehme und damit arbeite, was Gott mir gibt. Auf jeden Fall wird es so sein, wie das der Psalmbeter am Ende bekennt: Er ist mein Gott, er wird mir beistehen!

Soweit für heute. Wenn Sie noch mehr zu Psalm 43, Vers 1 lesen möchten, dann empfehle ich eine Andacht, die ich von einem Jahr zum gleichen Anlass geschrieben habe. Sie trägt den Titel „Hilfe, ich werde ungerecht behandelt“ und ist hier im Manuskript verlinkt. 

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