Bei uns heißt das: „Mir freue sich!“

Es ist Samstagabend. Morgen ist der 4. Advent. Gerade bin ich mit meiner Frau um den Block gelaufen. Wir haben uns ein wenig die Füße vertreten und uns bei der Gelegenheit an den adventlich geschmückten Fenstern erfreut.

Wie wenig adventlich waren dagegen die Umstände, in denen der Brief an die Christen in der griechischen Stadt Philippi entstanden ist. 

Der Apostel Paulus saß in Untersuchungshaft. Nach mehreren Jahren war das Verfahren gegen ihn in die entscheidende Phase eingetreten. Bald würden die Richter ihr Urteil sprechen. 

Weil Paulus sich anfangs als römischer Bürger darauf berufen hatte, seinen Rechtsstreit vor dem Kaiser verhandeln zu lassen, war er auf Umwegen von Jerusalem nach Cäsarea und dann weiter nach Rom gebracht worden.

Ein hohes Risiko für den Angeklagten

Vor dem Kaiser zu prozessieren, barg ein hohes Risiko. Man konnte freigesprochen oder zum Tode verurteilt werden. Und genau darüber sollte bald entschieden werden: Leben oder Tod des Angeklagten Paulus. 

Diese Umstände muss man kennen, um die Tragweite dieser Worte zu erahnen: 

„Freut euch im Herrn. Ich betone es noch einmal: Freut euch!“. Philipperbrief 4,4

Diese Worte von besagtem Paulus stehen als Leitmotto über dem 4. Advent. 

Wenn Paulus die Christen in Philippi auffordert, sich »im Herrn« zu freuen, meint er bestimmt nicht Freude im Sinne von Optimismus oder Party-Stimmung. Es geht ihm um eine innere Einstellung, die auch dann positiv ist, wenn’s im Leben nicht gut läuft.

Aber wie kann diese Freude Teil meines Lebens werden? Vielleicht hilft dieses Beispiel: 

Ein Experiment

Stellen Sie sich einen dunklen Raum vor. In diesem Zimmer brennt eine Kerze. Wenn Sie ihr Gesicht langsam dieser Kerze zuwenden, wird Ihr Gesicht Stück um Stück erleuchtet. Das passiert von allein und in dem Maß, wie Sie Ihren Kopf drehen. Sie müssen nur zur Kerze hinschauen. 

Paulus würde vermutlich sagen: Indem ich mich bewusst dem zuwende, was Jesus Christus für mich vollbracht hat, macht das etwas mit mir. Im Hinschauen und sich dessen bewusstwerden, was meine Erlösung bedeutet, kann Freude entstehen. 

„Freuet euch im Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“, heißt es in der Luther-Übersetzung.

Wie kann man sich »im Herrn« freuen? Dazu ein Beispiel: 

Ich kann mich »an« einer Familie freuen oder ich kann mich »in« einer Familie freuen. In einem Fall bin ich ein wohlwollender Betrachter, der etwas beobachtet und sich daran erfreut. Beispielsweise im Park, wenn ich eine Familie sehe, die offensichtlich gerne miteinander unterwegs sind. Dann freue ich mich »an« diesem Anblick.

Im anderen Fall bin ich Teil der Familie. Ich habe dann eine ganz andere Perspektive, weil ich dazu gehöre. Das wiederum bewirkt, dass meine Freude eine intensivere Qualität bekommt. 

Paulus geht es um die zweite Perspektive. Er würde sagen: Ich freue mich, weil ich dazugehöre. Ich freue mich, weil ich zu denen gehöre, die wissen, dass sich in ihrem Leben etwas Grundlegendes verändert hat. Vergebung und Versöhnung haben Einzug gehalten.

Ich finde, dass man mit dem Leitgedanken der Freude aus dem Brief an die Philipper eine gute Wahl für diesen Sonntag getroffen hat. Denn mit dem 4. Advent nimmt das Warten bekanntlich ein Ende. Jetzt steht Weihnachten unmittelbar vor der Tür und mit ihm der Erlöser. In Mittelhessen, wo ich seit einigen Jahren lebe, würde man jetzt zustimmen mit dem legendären Satz: „Mir freue sich!“

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 4. Advent und ein wunderbares Weihnachtsfest. 

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