Vergangenen Sonntag habe ich über Sorgen gesprochen. Ich möchte an dieser Stelle den Faden nochmals aufgreifen. Anlass dafür ist ein Bibelvers, der für heute im Andachtsbuch der Herrnhuter Losungen ausgewählt wurde. Dort lese ich dieses Bibelwort:
Gott, der Herr wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen. Jesaja 25, Vers 8
Für mich ist das eines der großen Versprechen in der Bibel. Aufgeschrieben hat es der Prophet Jesaja vor gut 2600 Jahren.
Sie fragen, warum diese Zusage so besonders ist? Ich sehe dafür zwei Gründe:
- Meine Tränen.
- Gottes Zusage.
Meine Tränen
Wann haben Sie das letzte Mal den Verlust eines lieben Menschen betrauert? Vielleicht kam der Tod überraschend oder er war das gnädige Ende eines langen und schweren Leidens. Sie haben loslassen müssen. Dieser Abschied hat sehr weh getan und Sie Tränen gekostet.
Es kann aber auch sein, dass Sie wegen verpasster Chancen trauern. Ein leichtsinniger Fehler, ein dummer Zufall, fehlender Mut oder die eigene Sturheit haben dazu geführt, dass Ihnen etwas für immer verwehrt bleibt. Das betrauern Sie.
Oder Ihnen ist Unrecht widerfahren. Jetzt müssen Sie mit den Folgen umgehen lernen. Und das ist bitter.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Tränen gerade in der Zeit der tiefen Trauer versiegen können. Das ist für mich eine belastende Erfahrung gewesen.
Vier Tage nach dem Unfalltod unserer damals 22-jährigen Tochter (Sie hatte als Krankenschwester auf einer Intensivstation gearbeitet und war auf dem Heimweg von der Nachtschicht verunglückt) versiegten bei mir die Tränen. Ich konnte nicht mehr weinen. In mir hat sich eine unfassbare Leere breitgemacht. Mit einem Mal hat mir ein Ventil gefehlt. Ich habe meine Gefühle nicht mehr rauslassen können. Das war schlimm!
Wie gut, dass Jesaja nicht bei Tränen und Trauer stehen bleibt. Er richtet meine Blicke auf Gottes Trost.
Gottes Trost
Das bringt mich zum zweiten Gedanken, der mit diesem Bibelwort verbunden ist. Jesaja versichert mir: Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen.
Ich verstehe Jesajas Worte so: Gott will sich mir zuwenden. Er will mir Hoffnung geben.
Für mich liegt darin ein großes Privileg: Ich bin nicht allein mit meiner Not. Es gibt einen, der größer und mächtiger ist, der den Überblick hat und mir helfen kann.
Das finde ich sehr tröstlich.
Ein Blick auf den Zusammenhang
Manchmal ist es hilfreich, wenn man sich den Zusammenhang einer biblischen Aussage anschaut. Das gilt auch für Jesajas Zuspruch. In den Versen 6 bis 8 lesen ich:
Hier auf dem Berg Zion wird der HERR, der allmächtige Gott, alle Völker zu einem Festmahl mit köstlichen Speisen und herrlichem Wein einladen, einem Festmahl mit bestem Fleisch und gut gelagertem Wein. Dann zerreißt er den Trauerschleier, der über allen Menschen liegt, und zieht das Leichentuch weg, das alle Völker bedeckt. Hier auf diesem Berg wird es geschehen! Er wird den Tod für immer und ewig vernichten. Gott, der HERR, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen. Er befreit sein Volk von der Schande, die es auf der ganzen Erde erlitten hat. Das alles trifft ein, denn der HERR hat es vorausgesagt. Jesaja 25, Verse 6 bis 8
Ich verstehe das so: Jesaja weiß, dass Gott den letzten und endgültigen Feind des Lebens vernichten wird. Es kommt der Tag, an dem Tod und Tränen für immer der Vergangenheit angehören werden. An diesem Tag wird Gott alle zu einem großen Fest einladen.
Dann wird Gott den Trauerschleier zerreißen und das Leichentuch wegnehmen. – Ich liebe dieses kraftvolle Bild für das, was Gott vorhat. Das Leben, so wie es von ihm ursprünglich gedacht war, wird sich durchsetzen. Das ist sein Plan.
Was das bedeutet
Diese Zusage gilt mir und sie gilt Ihnen persönlich. Das ist die eine Dimension. In gleicher Weise gilt der Zuspruch aber auch dem Volk Gottes in seiner Gesamtheit. Damit sind in erster Linie jene gemeint, die sich damals zum Volk der Israeliten gezählt haben.
Als Christ gehe ich einen Schritt weiter. Ich glaube, dass Jesaja auch Menschen aus anderen Nationen und Kulturen einschließt, denn im Zusammenhang seines Versprechens ist die Rede von allen Völkern.
Sie und ich, wir gehen einer grandiosen Zukunft entgegen. Am Ende siegt nicht Tod und Trauer, sondern das Leben.
Ich finde, dieser Ausblick macht Mut für die neue Woche. Denn mit begründeter Hoffnung auf eine erfreuliche Zukunft lebt und arbeitet es sich einfach besser.
Bildquellen
- Danke für deinen Trost: Foto von Pavel Danilyuk: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-paar-liebe-frau-8057336/