Ausgebrannt! Wenn nichts mehr geht.

Ich schreibe diese Zeilen nicht aus der eigenen Erfahrung, sondern trage eigene Beobachtungen zusammen und gebe das wieder, was mir Betroffene berichtet haben. 

Es geht um Burn-out, ein Phänomen, das immer mehr um sich greift und besonders Menschen in den mittleren Jahren zu treffen scheint. 

Das Burn-out-Syndrom trifft hauptsächlich Leistungsträger. Es beschreibt zunächst das Gefühl des Erschöpft- und Leerseins. Kraft und Lebensfreude fehlen. Man kann nicht mehr. Hinter dem Gefühl verbirgt sich jedoch ein komplexes Krankheitsbild. 

Unheilvolle Faktoren

Ich bin kein Mediziner, aber ich habe den Eindruck, dass beim Burn-out-Syndrom einige unheilvolle Faktoren eine wichtige Rolle spielen: 

Einerseits der äußere Druck oder die Konkurrenzsituation, der man sich über die Zeit nicht mehr gewachsen sieht, obwohl man motiviert und mit vollem Einsatz zur Tat schreitet.  

Andererseits die innere Disposition des Einzelnen, sprich: der Antrieb, weshalb man sich einbringt. Anerkennung, Status, Macht oder Geld können eine Rolle spielen. Es gibt aber auch das Phänomen, dass Stimmen aus vergangen Tagen Einfluss nehmen. Eine Autoritätsperson etwa, die sich – obwohl vielleicht schon längst verstorben – immer noch Gehör verschafft.   

Diese Faktoren treffen auf eine stark beschleunigte Welt, in der man immer erreichbar ist. Und auf den Leistungswillen disziplinierter Menschen, die bereit sind, über lange Zeit die eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen. 

Ich habe nachfolgend ein paar Indizien zusammengetragen, die klären helfen können, ob man selbst gefährdet ist. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass diese Liste unvollständig ist. In jedem Fall ist eine ärztliche Abklärung erforderlich.  

Lachen? Wie geht das? 

   Ernste Frage: Wann habe ich das letzte Mal von Herzen und befreit gelacht? 

Humor – und damit verbunden das Lachen – ist ein Mechanismus der Psyche, für Entlastung und Wohlbefinden zu sorgen. Wenn dieser Reflex nicht mehr funktioniert, sollte man aufmerken.

Das Feuer erlischt

Eines der ersten Zeichen, dass es ernst werden könnte, lässt sich am besten mit einem Bild beschreiben. 

Es ist wie bei einen Kaminofen, in dem das Brennholz aufgebraucht ist. Zunächst lodert die Flamme kräftig. Aber mit der Zeit schrumpft sie, wird langsam zur Glut und erlischt schließlich ganz. 

Leben und Arbeit werden zu einer schier endlosen Abfolge von Verpflichtungen, die es abzuarbeiten gilt. Freude und Leidenschaft? Fehlanzeige! 

Ich werde erinnert an einen Satz von Henry David Thoreau, der in den seinem Werk Civil Disobedience and Other Essays den Satz prägte: “The mass of men lead lives of quiet desperation.” „Die meisten Menschen leben ihr Leben in stiller Verzweiflung.“   

Nichts kann befriedigen

Nichts ist gut. Das Essen nicht, der Abend im Kreis der Lieben auch nicht. Schlafen bringt nicht die erhoffte Regeneration und die neueste Errungenschaft – sei es das neue Auto in der Garage oder sonst etwas – nichts stellt zufrieden. 

Überhaupt, das Leben fühlt sich an, als ob man stets Handschuhe trägt. Und das bringt mich zu meiner nächsten Beobachtung.

Das irritierende Gefühl der Taubheit

Es ist, als ob das Gefühlsempfinden sich ändert. Mir haben Bekannte berichtet, dass Farben (gefühlt) ihre Intensität verlieren. Emotionale Hochs werden flacher, Tiefs ebenso. 

Mit den schwächer werdenden Emotionen schwindet auch die Fähigkeit zur Empathie, begraben unter eigentümlichen Mehltau. Man kann sich weder über den Erfolg eines anderen freuen noch mit ihm in seinem Leid trauern. Es scheint, als rührt einen nichts mehr an – und genau das kann verzweifelte Gedanken auslösen.  

Die kurze Zündschnur 

Zur Taubheit gesellt sich eine hohe Irritierbarkeit. Geduld? Langmut? Großzügigkeit? Auch hier Fehlanzeige! Stattdessen wachsen, nein, wuchern Kleinigkeiten zu unermesslicher Größe. Das Augenmaß ist weg, stattdessen regiert Unverhältnismäßigkeit. Nichtigkeiten können einen in Rage bringen.  

Das Gefühl des Ausgeliefertseins

Alles und jeder oder jede werden zur Last. Die Begegnung mit Menschen kostet unverhältnismäßig viel Kraft. Und weil man sich schmerzlich der wenigen Kraftreserven bewusst ist, werden soziale Interaktionen als Belastung erlebt, die man zu ertragen hat. 

Infolgedessen zieht man sich zurück ins Private. 

Das hässliche Gesicht des Zynismus 

Wer sich als kraftlos erlebt, sich im Bedarfsfall aber irgendwie wehren möchte, der oder die greift schnell zum Schwert des Zynismus. 

Das Problem: Dieses Schwert ist scharf und somit wirkmächtig. Es vermag viel Schaden anzurichten. Schaden, den der Burn-out-Kandidat nicht überblickt.   

Krause Gedanken 

Soweit ich mit Menschen zu tun hatte, die ein Burn-out-Syndrom durchlebten, war auffällig, dass sie Gedanken äußerten, die sie unter normalen Umständen nie gedacht, geschweige denn laut ausgesprochen hätten. 

Ich rede von Hassgedanken oder dem Impuls, alles hinzuschmeißen und wegzulaufen. Meistens sind es irrationale Gedanken, die scheinbar Besserung versprechen, in Wirklichkeit aber zu nichts Gutem führen. 

Die Leistungsfähigkeit sinkt

Das Burn-out-Syndrom überkommt einen nicht von jetzt auf gleich. Es ist ein langsamer Prozess, an dessen Anfang man wenig oder überhaupt nichts merkt.  

Einer frühen Phase der Begeisterung folgen Stagnation und Frustration. Schließlich stellt sich Apathie ein. 

Während man die Phasen der Stagnation und Frustration durchläuft, schmilzt die eigene Leistungsfähigkeit förmlich dahin, bis sie schließlich ganz aufgebraucht ist. Man „funktioniert“ nur noch. Irgendwann geht nichts mehr.    

Fazit

Sollten Sie mehrere der o. g. Symptome an sich selbst beobachten, ist ärztliche Hilfe angezeigt. Warten Sie nicht, bis nichts mehr geht. Denn so viel ist klar: Je tiefer Sie hineingeraten ins Burn-out-Syndrom, desto länger wird die Gesundung und damit der Rückweg ins pralle Leben benötigen.

Ein paar Ideen, wie Sie ein Burn-out vermeiden können, habe ich hier zusammengestellt.

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