Vorbemerkung
Wie schön, dass Sie wieder da sind. Ich lade Sie ein, die neulich begonnene Entdeckungsreise heute mit mir fortzusetzen. Sind Sie dabei? Gemeinsam werden wir eine weitere Schatztruhe öffnen. Auf ihrem Deckel prangt die Aufschrift: Psalm 4.
Aber bevor wir das tun, können wir uns bewusst machen, dass dieser Psalm beides ist, ein Lied und ein gemeinschaftlich gesprochenes Gebet. Das wird gleich am Anfang deutlich. Da gibt David – er ist der Autor – dem Chorleiter besondere Hinweise. Für dieses 3.000 Jahre alte Gebet, das als Lied vorzutragen ist, sollen Saiteninstrumente verwendet werden.
Du legst mir Freude ins Herz – Psalm 4
Mit der Tür ins Haus
Mit Vers 2 fällt David gleichsam mit der Tür ins Haus. Sein Anliegen: Wenn ich rufe, gib mir Antwort, Gott meiner Gerechtigkeit! Du hast mir weiten Raum geschaffen in meiner Bedrängnis. Sei mir gnädig und hör auf mein Flehen! Psalm 4, Vers 2 Einheitsübersetzung[1]
David ist wichtig, dass Gott ihn hört und sein Flehen beantwortet. Und zwar möglichst so, wie er das bei anderen Gelegenheiten auch schon getan hat. Damals hatte Gott ihm trotz schwierigen Umständen Handlungsraum ermöglicht. – So verstehe ich das, wenn David von „weitem Raum in meiner Bedrängnis“ spricht. Aber das reicht David in diesem konkreten Fall nicht aus. Den Grund dafür finden wir in Vers 3. Dort heißt es:
Verletzte Ehre
Ihr Mächtigen, wie lange noch schmäht ihr meine Ehre, wie lange noch liebt ihr das Nichtige und sucht die Lüge?
Davids Worte stoßen etwas in mir an. Vielleicht kennen Sie das auch. Hilflosigkeit gegenüber „denen da oben“. Ich fühle mich mächtigen Personen oder Umständen ausgeliefert, und das setzt mir zu.
Es stimmt schon, was David sagt. Verletzte Ehre tut sehr weh. Arrogantes Verhalten, Lug und Trug können mich tagelang umtreiben.
David wusste, was es heißt, öffentlich gedemütigt zu werden. Aber er hatte auch die andere Seite kennengelernt, denn Gott war in all den schweren Zeiten nie von seiner Seite gewichen. Und so hatte David erlebt, dass sich irgendwann, nach vielen Jahren der Verfolgung, das Blatt zu seinen Gunsten gewendet hatte. Er war zu großer Macht aufgestiegen und sogar zum König ausgerufen worden. Damit war die Berufung Wirklichkeit geworden, die der Prophet Samuel über David ausgesprochen hatte, als er noch ein Jugendlicher gewesen war.
Eine kleine Warnung
Vielleicht schwingt auch deshalb in Vers 5 eine Warnung mit. An seine Widersacher gerichtet, sagt David in den Versen 5 und 6: Erkennt, dass der HERR sich seinen Frommen erwählt hat, der HERR hört, wenn ich zu ihm rufe. Erschreckt und sündigt nicht! Bedenkt es auf eurem Lager und werdet still!
Der HERR hört, wenn ich zu ihm rufe. – Was für ein tröstlicher Gedanke!
Und weil das so ist, sollten die Gegner Davids Rat beherzigen und ihre Worte und Taten bedenken. Es könnte sein, dass sie irgendwann folgenreiche Konsequenzen nach sich ziehen.
Besser ist es, sagt David an seine Gegner gerichtet, wenn ihr … Opfer der Gerechtigkeit darbringt und auf den HERRN vertraut! Psalm 4, Vers 6
Wie ist das zu verstehen, wenn David von Opfern der Gerechtigkeit spricht? Die seinerzeit üblichen Opfer können nicht gemeint sein.
Ich frage mich, ob er damit mein Verhalten meint. Will er mich daran erinnern, dass ich auf den HERRN vertrauen und gerecht leben und entscheiden soll?
Das könnte so etwas wie ein Kompass für mich werden. Ich richte mein Denken und Tun an dem aus, was vor Gott gerecht ist, und vertraue darauf, dass der HERR sich zu mir stellt.
Trübe Aussichten? Nein danke!
Vers 7: Viele sagen: Wer lässt uns Gutes schauen? HERR, lass dein Angesicht über uns leuchten!
Ich habe mehrere Jahre in Westafrika gelebt. Dort mussten tiefe Brunnen gegraben werden, weil der Grundwasserspiegel viele Meter tief lag. Wer schon einmal in einem Brunnen nach oben geschaut hat, der weiß, dass sich der Horizont auf einen äußerst kleinen, meist kreisförmigen Ausschnitt verengt.
Manch einer, vielleicht auch David, kennt das Gefühl, in einem tiefen emotionalen Loch zu sitzen. Der begrenzte Ausblick und die empfundene Enge können einem das Gefühl der Perspektivlosigkeit vermitteln. Das wiederum ist bester Nährboden für trostlose Gedanken.
Und deshalb kann ich viel mit Davids Bitte anfangen, wenn er ruft: HERR, lass dein Angesicht über uns leuchten. Auch ich erbitte mir von Gott, dass er mich das Gute schauen lässt, das er für mich bereit hält.
Sichtwechsel
In Vers 8 nimmt Davids Gebet eine neue Richtung ein. Es klingt, als ob er sich an vergangene Tage erinnert. Also Situationen, in denen er Gottes wunderbares Versorgen erlebt hat. David betet: Du legst mir größere Freude ins Herz, als andere haben bei Korn und Wein in Fülle.
Davids Worte erinnern mich an eigene Erfahrungen. Ich habe gelernt, dass es eine tiefe Genugtuung gibt, die den Besitz materieller Güter weit übertrifft. Ich meine die Zufriedenheit, die durch das Erleben von Gottes Fürsorge entsteht. Sie bewirkt in mir nachhaltige Freude.
Dieses Glück ist nicht an Besitztümer gekoppelt, sondern hat in Gott ihren Ursprung. Deshalb kann ich David zustimmen, wenn er in Vers 9 sagt: In Frieden leg ich mich nieder und schlafe; denn du allein, HERR, lässt mich sorglos wohnen.
Eine Anregung für heute Abend
Einen Schlussgedanken habe ich noch für Sie: Psalm 4 ist überschrieben mit „Gottes Schutz in der Nacht“.
Wie wäre das, wenn Sie heute Abend vor dem Zubettgehen diesen Psalm noch einmal bewusst lesen? Danken Sie Gott dafür, dass Sie sich in Frieden hinlegen und schlafen können. Und sollten Sorgen Sie umtreiben, dann machen Sie es wie David, der sich an all das Gute aus der Vergangenheit erinnert hat, mit dem er von Gott gesegnet worden war.
In diesem Sinne behüte Sie Gott!
Zu guter Letzt:
Folge1 aus dieser kleinen Reihe über Psalmen, die König David geschrieben hat, finden Sie hier (Link). An dieser Stelle werde ich in der nächsten Zeit weitere Artikel veröffentlichen.
[1] Alle Zitate sind der Einheitsübersetzung entnommen.
Bildquellen
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