Wie kann ich frisch und unverbraucht bleiben angesichts der vielen Herausforderungen, die auf mich einstürzen? Wie werde ich den mannigfaltigen Verpflichtungen gerecht, die mich in unterschiedliche Richtungen zerren?
Es gibt ein paar einfache Tipps, die helfen können. Ich möchte diese als Schlüssel verstehen, die Zugang zu wichtigen Lebensbereichen ermöglichen.
Die Anregungen gehen zurück auf Brandon Cox. Ich denke heute seine Gedanken weiter.
Verwurzelt sein
Vor einigen Wochen habe ich Abschied genommen von einem hochbetagten guten Bekannten. Er war ein Mann, der im besten Sinne des Wortes in unserer Stadt verwurzelt gewesen war. Mich hat erstaunt, wer alles anlässlich seiner Beerdigung auftauchte. Nicht nur die Verwandtschaft, ein paar Nachbarn und Bekannte waren gekommen. Auch der türkische Änderungsschneider erschien mit seiner Gattin, und ein paar Verkäuferinnen aus dem Supermarkt um die Ecke waren ebenfalls da. Sie alle hatten ihn gekannt und geschätzt, auch wenn mein Bekannter auf seine alten Tage ein bisschen speziell geworden war.
Mein Bekannter war verwurzelt und verwoben gewesen, hatte praktische Liebe gelebt und auch gerne angenommen. Überdies war er ein Unikat gewesen, das wir alle jetzt vermissen.
Mich bringt das zu der Frage: Wie ist das bei mir? Bin ich an meinem Ort verwurzelt?
- Wer würde mir zuhören, wenn ich ein offenes Ohr brauche? Und wem würde ich meins leihen?
- Wer würde mir helfen, wenn ich auf Hilfe angewiesen bin? Und würde es Leuten in den Sinn kommen, mich um Unterstützung zu fragen?
Merke: Damit „alles frisch“ ist im Sinne der Überschrift, muss ich meinen Platz im sozialen Gefüge meiner Kollegen, Nachbarn, der Familie und Kommune finden und ausfüllen. Dort gebe und empfange ich. Dort gehöre ich hin. Und zu wissen, wohin ich gehöre, ist eine wichtige Voraussetzung, wenn es um mein Wohlbefinden geht.
Noch mehr Wurzeln!
Es gibt aber noch einen zweiten Aspekt, den ich an dieser Stelle nennen will.
Wurzeln sind für die Nahrungsaufnahme der Pflanze zuständig. Sie ziehen Wasser und Nährstoffe aus dem Boden und sorgen dafür, dass beides hinauf zu den Blättern gelangen kann.
Das gilt für den Energiehaushalt des menschlichen Körpers genauso. Außerdem trifft es auf die emotionale Spannkraft und geistige Leistungsfähigkeit zu.
Ich muss auf mich selbst achten. Mich mit dem fürs Leben Wesentlichen versorgen. Tue ich das nicht, werde ich eingehen wie eine Wohnzimmerpflanze, die nicht gegossen wird.
Das wiederum bedeutet, dass ich bewusst Orte aufsuchen und dort Zeit verbringen muss, wo ich auftanken kann. Ich denke an sichere Rückzugsräume, wo ich offline sein kann, also nicht erreichbar bin.
Wie viel Zeit fürs Auftanken erforderlich ist, muss jeder selbst entscheiden. Ich stelle fest, dass ich mit fortschreitendem Alter länger brauche. Anders als früher nehme ich mir die Zeit, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu entwickeln. Schließlich habe ich gelernt, dass jeder davon profitiert, wenn ich gut drauf bin.
Meinen Rhythmus finden
Es geht nicht ohne Rhythmus. In der Musik nicht und im Leben auch nicht. Rhythmus ist von zentraler Bedeutung. Wahrscheinlich ist das deshalb so, weil jeder von uns einen Taktgeber, nämlich das eigene Herz, in sich trägt.
Rhythmen können beschwingen, mich antreiben oder sogar aufwühlen. Sie können mir aber auch das Gefühl von Stabilität vermitteln.
Wichtig ist, dass ich meinen eigenen Rhythmus finde und mich dort anpasse, wo das geboten ist.
Kann es sein, dass eine empfundene Erschöpfung darin begründet liegt, dass ich zu oft gemeint habe, „mein Ding“ durchziehen zu müssen? Vielleicht wäre es besser gewesen, mich dem Rhythmus anzupassen, der mir guttut.
Dazu ein Beispiel aus der eigenen Erfahrung:
Zu meiner Tagesroutine gehört, dass ich bestimmte Zeiten am Tag für Arbeit reserviere. Irgendwann am späten Nachmittag kommt der Zeitpunkt, an dem ich mein Notebook ausschalte und mich privaten Vorhaben zuwende.
Während der Pandemie habe ich erlebt, dass die Arbeit im Homeoffice langsam, aber sicher immer mehr in private Zeiträume hineinexpandiert ist. Ich gewöhnte mir an, am späten Abend nochmals nach E-Mails zu schauen und diese ggf. zu beantworten.
Was anfangs wie eine gute Idee aussah, entpuppte sich als schlechte Angewohnheit. Irgendwann merkte ich, dass mir das nicht guttat, denn die beruflichen Aufgaben und Herausforderungen wurden zu allgegenwärtigen Begleitern.
Über das dahinterstehende Phänomen habe ich vor einiger Zeit nachgedacht. Sie finden den Artikel hier: Was Parkinson und die Elbe verbindet.
Merke: Um dauerhaft „frisch“ im Sinne der Überschrift zu bleiben, muss man darauf achten, bestimmte Rhythmen einzuhalten. Was diese sind und wie sie sich gestalten, ist für jeden anders.
Beziehungen kultivieren
Vor allem bei Menschen in Verantwortung kann man beobachten, dass sie sich über die Zeit zurückziehen. Das gilt besonders dann, wenn es nicht gut läuft.
Wenn ich gestresst bin, habe ich die Tendenz, Menschen aus dem Weg zu gehen. Gleiches gilt für Zeiten, in denen ich niedergeschlagen bin. Ich ziehe es vor, allein zu sein, weil ich mich nicht ständig erklären will und ich kein Lächeln vortäuschen möchte.
Schließlich habe ich gelernt, dass gute, gesunde Beziehungen als Rückzugsort dienen. Ich brauche Menschen in meinem Leben, die ehrlich zu mir sind, aber auch solche, denen ich einfach vertrauen kann, dass sie „sicher“ sind.
Mit Brandon Cox möchte ich Sie ermutigen. Nehmen Sie täglich diese drei Schlüssel in die Hand. Stellen Sie sich drei einfache Fragen:
- Schlage ich tiefe Wurzeln?
- Lebe ich in einem gesunden Rhythmus?
- Pflege ich gesunde Beziehungen?