Ältere Mitarbeitende für Veränderung gewinnen

Podcast: Ältere Mitarbeitende für Veränderung gewinnen

Es gibt ein paar Mythen, die sich wacker halten. Eine davon lautet: Leute lehnen Veränderung ab. Ein anderer Mythos betrifft die Lernunwilligkeit oder soll ich besser sagen: die unterstellte Lernunfähigkeit älterer Mitarbeiter. 

Mich hat der Wissenschaftler Prof. Dr. Gerald Hüther überzeugt. Als Neurobiologe gilt sein besonderes Interesse dem menschlichen Gehirn und dessen Leistungsfähigkeit. 

Gerald Hüther attestiert selbst Hochbetagten erstaunliche Lernfähigkeit, vorausgesetzt ein lohnender Anreiz ist gegeben, der den oder die Betreffende motiviert. Und genau da scheint das Problem zu liegen: denn die Hochbetagten entscheiden für sich selbst, was sie motiviert und was nicht. 

Motivation wirkt stimulierend 

Motivation wirkt auf den menschlichen Geist wie Kaffee bei mir am frühen Morgen: Ich werde angeregt. Voller Tatendrang blicke ich auf den neuen Tag. Ich verspüre Freude auf das zu zugehen, was vor mir liegt. 

Aber was ist mit den älteren Mitarbeitern? Denen, die keine Bereitschaft zeigen, sich mit Neuem auseinanderzusetzen? Die den „neumodischen Kram“ ablehnen, weil er sie überfordert? 

Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass das Thema Motivation tatsächlich eine viel größere Rolle spielt, als ich das bisher für möglich gehalten habe. Vielleicht hat das damit zu tun, dass sich auch bei mir einiges verändert hat, seit ich die 60-Jahre-Marke hinter mir gelassen habe. 

Viel Wasser unter der Brücke

Wer mit wachen Augen durchs Leben geht, bekommt allerhand mit. Über die Jahre sammelt sich Lebenserfahrung an. Und die nimmt Einfluss auf die Haltung eines älteren Mitarbeiters. 

Man blickt beispielsweise zurück aufs Arbeitsleben und kann in der Regel ziemlich treffsicher sagen, ob früher einmal ausgerufene Veränderungen sich tatsächlich ausgezahlt haben. Den Betreffenden ist auch klar, wo sich ihr Einsatz gelohnt hat und wo er vergebens gewesen ist. Dementsprechend zeigen sie sich veränderungsbereit oder zurückhaltend. 

Hinzu kommt ein Gesichtspunkt, der gerne vergessen wird: Mitarbeiter entwickeln über die Zeit Routinen. In der Regel handelt es sich um bewährte Denk- und Handlungsmuster. Warum sollte sich jemand ohne gute Gründe von Bewährtem verabschieden? 

Eine höhere Reizschwelle

Eines haben erfahrene Mitarbeiter gemeinsam. Sie kennen den Wert von Worten, vor allem den leerer Worte. Das hat sie abwartend werden lassen. Die Reizschwelle, bei der sie reagieren, ist höher geworden. 

Heißt das, dass mit diesen Leuten nichts anzufangen ist? 

Nein, natürlich nicht. Es kommt darauf an, überzeugend zu kommunizieren, welche Vorteile eine Veränderung mit sich bringt. Wie ich bereits oben angedeutet habe, entscheiden die Mitarbeiter selbst, wie sie sich zu einer Innovation stellen wollen. Ich behaupte: Ist ein Vorteil greifbar oder leuchtet eine Veränderung ein, passiert alles Weitere wie von allein. Das Alter spielt dann keine Rolle.

Wieso hakt es dann? 

Nach meinem Dafürhalten gibt es mehrere Gründe. Hier eine Auswahl: 

  • Wenn sich das Gefühl breitmacht, dass einem etwas verkauft werden soll, reagieren Leute empfindlich. 
  • Auch lassen sich solche Mitarbeiter nicht begeistern, wenn die ausgerufene Veränderung nicht als vorteilhaft gesehen wird. 
  • Ist eine Einflussnahme auf das Veränderungsvorhaben nicht möglich, und sei das nur in dem man kritische Fragen stellen kann, wird es schwierig, Menschen zu erreichen.
  • Passen das persönliche Wertesystem und das der Unternehmensführung nicht zusammen, kann das dazu führen, dass Menschen sich abhängen lassen.

Worauf es mir ankommt

Wertschätzende Ansprache auf Augenhöhe, die dem Umstand gerecht wird, dass jemand auf langjährige Erfahrung zurückblickt, ist ein erster guter Ansatz. 

Ich glaube, dass ein bisschen extra Mühe sich auszahlt, wenn es darum geht, erfahrene Kollegen von den Vorteilen einer Veränderung zu überzeugen. 

Der demografische Wandel wird es mit sich bringen, dass das Alter der Belegschaft und damit ihre Lebens- und Berufserfahrung zunimmt. Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass eine Führungskraft es sich auf die Dauer nicht wird leisten können, gegen die teils enormen Beharrungskräfte zu arbeiten. 

Zum Schluss möchte ich auf einen angenehmen Nebeneffekt hinweisen: Die erfahrene Belegschaft überzeugen, führt zu deutlich weniger Diskussion im Unternehmen. Warum? Weil der Einfluss von Erfahrung und Fachkenntnis auf die Jüngeren nicht zu unterschätzen ist.

Ich habe meinen Gedanken die Überschrift „Ältere Mitarbeiter für Veränderung gewinnen“ bewusst gegeben. Natürlich kann man Veränderung anweisen oder kurzerhand ansetzen. Jemanden für die eigene Sache zu gewinnen, ist deutlich aufwändiger und sicherlich zeitraubender. Aber es lohnt sich. Das weiß ich aus vielfacher eigener Erfahrung. 

Zu guter Letzt… 

Soweit ein paar Gedanken zur Führung erfahrener Mitarbeiter. Es würde mich sehr freuen, wenn die eine oder andere Anregung für Sie dabei war. Weiteren Lesestoff finden Sie in den Rubriken leitenlebenpersönliche Entwicklung und Produktivität.

Bildquellen

  • pexels-nataliya-vaitkevich-6120220: Foto von Nataliya Vaitkevich: https://www.pexels.com/de-de/foto/veranderung-chance-nahansicht-buchstabenwurfel-6120220/

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