Kennen Sie das Konzept der 5 Eimer? Steven Bartlett entwickelt es in seinem Buch „The Diary of a CEO – Die Entdeckung des Erfolgs: 33 Gesetze für Leben und Arbeit“.[1]
Ich möchte Ihnen das Konzept vorstellen, weil ich es für ein hilfreiches gedankliches Modell halte, um bestimmte Zusammenhänge besser zu verstehen.
Stellen Sie sich bitte 5 Eimer vor, die allesamt mit einem Etikett versehen sind. Jeder Behälter steht symbolisch für einen wichtigen Lebensbereich.
Mein Wissen
Auf diesem Eimer prangt die Aufschrift „Mein Wissen“. Hier befindet sich mein theoretisches Wissen, also der Stoff, den ich in Schule und Ausbildung gelernt habe. Dazu gehören beispielsweise Fremdsprachen, Mathematik, Physik, Chemie, Geografie, aber auch Spezialwissen.
Je umfangreicher mein Wissen ist, desto günstiger ist das für mich. Jemand, der oder die ein oder sogar zwei Fremdsprachen beherrscht, ist gegenüber der Person im Vorteil, die nur Deutsch spricht. Und ein Handwerker, der über weitreichende Fachkenntnisse verfügt, ist besser aufgestellt als einer, dem diese fehlen.
Das theoretische Wissen, das symbolisch in diesem Eimer liegt, bildet eine wesentliche Voraussetzung für das, was ich zu tun oder zu werden beabsichtige.
Das bringt mich zum zweiten Eimer:
Meine Fertigkeiten
Der nächste Eimer trägt die Aufschrift „meine Fertigkeiten“. Gemeint sind einerseits meine Begabungen und andererseits das, was ich an Fertigkeiten erlernt habe.
Für die Pianistin ist es der sichere Umgang mit den 88 schwarzen und weißen Tasten eines Klaviers. Hinzu kommt, dass sie ihre manuellen Fertigkeiten so einzusetzen vermag, dass das von ihr gespielte Stück zum Leben erwacht.
Der Möbelschreiner verfügt nicht nur über ein tiefes Verständnis der Eigenschaften unterschiedlicher Hölzer. Er weiß auch welche Werkzeuge und Prozesse für deren Bearbeitung nötig sind. Weil er mit der Handhabe der Maschinen vertraut ist, kann er ein Werkstück nach Plan bauen.
In den Eimer „meine Fertigkeiten“ gehört zweierlei:
- Das, wozu ich aufgrund meiner Begabung intuitiven Zugang habe.
- Die von mir erlernten praktischen oder theoretischen Fertigkeiten.
Mein Netzwerk
Um mein theoretisches Wissen und die praktischen Fertigkeiten zur Geltung zu bringen, benötige ich ein Netzwerk. Dafür steht der dritte Eimer.
Schnell wird übersehen, dass nicht das, was ich weiß oder kann, über meinen Erfolg entscheidet, sondern wen ich kenne. Deshalb sind zwei Fragen hier wichtig:
- Wen kenne ich?
- Wer kennt mich?
Der Behälter „Mein Netzwerk“ will gepflegt werden. Ich muss, wenn ich mir Optionen offenhalten will, in angemessener Weise Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache betreiben, sprich, für das bekannt werden, was ich zu bieten habe.
Klar, dem einen mag das besser gelingen als dem anderen. Manch einer verfügt über ein Naturtalent in der Selbstvermarktung. Umso wichtiger ist es, dass auch jene, denen das schwerfällt, sich Mühe geben.
Merke: Wer gut vernetzt ist, kann im Zweifelsfall zwischen mehreren Angeboten wählen.
Was mir zur Verfügung steht
Im vierten Eimer befindet sich all das, was ich mein Eigen nenne. Dazu gehört mein Besitz ebenso wie Ressourcen, auf die ich bei Bedarf zurückgreifen kann. Meine Erfahrungen sind ein klassisches Beispiel dafür, was ich damit meine, wenn ich von Ressourcen spreche.
Schaue ich auf diesen Behälter, stellen sich mir folgende Fragen:
- Verfüge ich selbst über die Fähigkeiten und Mittel, mich einer Sache zu widmen? Wenn das nicht der Fall sein sollte, wo finde ich Unterstützung, damit ich mein Ziel trotzdem erreiche? Wen kann ich ansprechen? Bei wem könnte ich mir beispielsweise Werkzeuge ausleihen?
- Kann ich ausreichend Zeit und geistige Kapazität investieren oder muss ich meine Aufmerksamkeit zwischen verschiedenen Vorgängen aufteilen? Was würde das für mein Vorhaben bedeuten und bin ich bereit, den Preis zu zahlen? – Wer sich nebenberuflich weitergebildet hat, weiß wie herausfordernd das sein kann!
Meine Reputation
Die Wichtigkeit des letzten Behältnisses leuchtet schnell ein: Es geht um die Reputation. Allerdings ist auch Vorsicht geboten, denn Ruf und Fachkompetenz sind zweierlei.
Besonders augenfällig ist die Bedeutung der Reputation, wenn es beispielsweise um medizinische Themen geht.
Ein Beispiel gefällig?
Ich hatte mit einem Orthopäden zu tun, dem ein schlechter Ruf vorausging. Er sei sehr unfreundlich, hieß es. Man legte mir nahe, einen anderen Arzt zu wählen. Da ich aber auf die Schnelle nirgendwo einen Termin bekam, beschloss ich es mit besagtem Arzt zu versuchen.
Tatsächlich, ich machte die gleiche Erfahrung. Anstatt mir mit Empathie für mein Leiden zu begegnen, wurde ich wenig freundlich behandelt. Ich gewann den Eindruck, dass ich eine Last für ihn war. Außerdem fühlte ich mich seltsamerweise in seiner Gegenwart schuldig, und das, ob wohl ich mir keiner Schuld bewusst war.
Objektiv betrachtet, hat mir der besagte Orthopäde aber entscheidend weitergeholfen. Ich war mit seiner Leistung sehr zufrieden.
Wie schade für diesen ausgesprochen kompetenten Mediziner, habe ich denken müssen. Ihm hat sich ein schier unüberwindbares Problem in den Weg gestellt, seine Reputation. Offensichtlich war er sich seines Rufs nicht bewusst oder aber ihn interessierte nicht, welche Meinung andere über ihn hatten.
Anhand dieses Beispiels kann man gut sehen, dass die Wahrnehmung dessen, wer ich bin und was ich kann, eine wichtige Rolle spielt. Sie kann sogar über meinen beruflichen Erfolg mitentscheiden. Und deswegen sollte ich auch dem letzten der 5 Eimer Beachtung schenken.
Zum Schluss noch zwei Gedanken…
Soweit das Konzept von Steven Bartlett. Bevor ich schließe, möchte ich noch zwei Gedanken nachschieben:
Erstens. Es kommt darauf an, dass die 5 Behältnisse in der richtigen Reihenfolge befüllt werden. Am Anfang steht mein erlerntes Wissen. Dann folgen die erworbenen Fertigkeiten. Erst danach macht es Sinn, verstärkt am eigenen Netzwerk, den Ressourcen und der Reputation zu arbeiten.
Zweitens. Auch wenn mir mein Netzwerk abhanden kommen sollte, mein Ruf beschädigt wird und mir der Zugriff auf Ressourcen verwehrt ist, mein Fachwissen und meine Fertigkeiten, also das, was ich in den ersten beiden Eimern sammle, kann mir niemand wegnehmen. Deshalb gilt den ersten beiden Behältern meine besondere Aufmerksamkeit.
[1] Hier sind zwei Affiliate-Links zur Kindle Version und Paperback-Ausgabe. Die Veröffentlichung der deutschsprachigen Ausgabe ist für den 20. März geplant.