Hoch geflogen, tief gestürzt

Ich möchte Ihnen ein Thema nahebringen, das zwar in aller Munde ist, aber noch nicht wirklich angekommen zu sein scheint. Dazu möchte ich Sie ins ausgehende 17. und frühe 18. Jahrhundert entführen.

Gerade habe ich mir eine Dokumentation aus der ZDF-Mediathek angeschaut. Es ging um Antonio Vivaldi, den Priester, Ausnahmemusiker, Komponisten und Musikunternehmer aus Venedig.

Faszinierend! Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater Giovanni Battista Vivaldi war Barbier und Violinist am St. Marco Dom in Venedig. Früh vermittelte er dem jungen Antonio die Liebe zur Musik und speziell zur Geige. Der Junge wuchs heran und wurde einer der großen Musiker seiner Zeit. Mehr noch, obwohl er Priester war, stieg er ins Operngeschäft ein und wurde einer der reichsten Künstler seiner Zeit. Antonio Vivaldi komponierte knapp 500 Konzerte und 50 Opern. 

Vivaldis berühmtestes Musikstück

Sein wohl berühmtestes Werk – „Die vier Jahreszeiten“ – gehört noch heute zu den beliebtesten Konzerten des Barocks. 

Übrigens, in diesem Werk findet sich ein interessanter Hinweis auf ein Klimaphänomen jener Zeit. Im 4. Satz, der „Winterjahreszeit“, imitiert Antonio Vivaldi die Geräusche des Schlittschuhlaufens in der Lagune von Venedig! – Zu dieser Zeit waren die europäischen Winter so kalt, dass sogar das Salzwasser der Lagunen in Norditalien vereiste!

Aber Antonio Vivaldi musste nach seinem steilen Aufstieg und vielen Jahren des erfolgreichen Schaffens als gefeierter Musikunternehmer miterleben, wie sein Stern zu verblassen begann. Erst regte sich Widerstand seitens der Kirche. Man misstraute dem Opernunternehmer/Priester. Hinzu kam, dass sich um etwa 1730 sicher der Geschmack des venezianischen Publikums zu verändern begann. Antonio Vivaldi gelang es nicht, sich auf das Publikum einzustellen. 

Nach einem langsamen und schmerzhaften Niedergang beschloss der Maestro nach Wien umzusiedeln, um dort sein Glück zu versuchen. Aber der Neuanfang misslang. Ein knappes Jahr nach seiner Ankunft starb Vivaldi 1741 in Wien.

Die bittere Lehre

    Das außerordentliche musikalische Talent und seine Karriere als erfolgreicher Musikunternehmer haben Antonio Vivaldi nicht vor seinem Niedergang bewahren können. 

Warum? Ich bin der Auffassung, dass Musikgeschmack und Zeitgeist flüchtige Phänomene sind. Wer sie „heiratet“, ist schon bald Witwe(r). 

Anders gesagt: Es gelang Antonio Vivaldi nicht, sich musikalisch weiterzuentwickeln. Er wurde Opfer seines langjährigen Erfolgs, weil er sich mit immer mehr vom Gleichen begnügt hatte. Als sein Publikum nicht mehr hören wollte, was es zuvor bejubelt hatte, war es Vivaldi unmöglich, aus sich heraus Neues zu schaffen. 

Was ich für mein Leben und Arbeiten lerne 

In der Beschäftigung mit Vivaldis Schicksal stellen sich mir ein paar Fragen: Kann ich verhindern, dass mir ein ähnliches Schicksal widerfährt? Was muss ich tun? Wie lege ich das Fundament für eine fortgesetzte persönliche und berufliche Entwicklung?  

 Ich bin davon überzeugt, dass die Voraussetzungen für fortgesetzten Erfolg früh geschaffen werden. Das Geheimnis liegt nach meinem Dafürhalten in der Marge. 

Der Begriff entstammt dem Kaufmännischen und beschreibt die Differenz zwischen den Herstellungskosten (Selbstkosten) und dem Verkaufspreis. Je größer die Marge, desto höher der Profit. 

Nicht anders verhält es sich in meinem Leben und Arbeiten: Das Entwicklungspotenzial liegt in der Marge. Je mehr Freiraum ich mir für meine persönliche Entwicklung bzw. das Arbeiten an Innovationen einrichten kann, desto günstiger ist das für mich. Warum? Weil der Ertrag sich über die Zeit einstellen wird.  

Andersherum gesagt: Zielgerichtete Weiterentwicklung ist im gestreckten Galopp nicht möglich. 

Nach meinem Dafürhalten kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Die Marge weise nutzen – das bedeutet: entweder sie für meine Erholung einsetzen oder aber für frische Impulse. 

Ansatzweise hat Vivaldi das getan. Gerade in seinem Meisterwerk „Die vier Jahreszeiten“ verarbeitet er in genialer Weise Beobachtungen aus der Natur in musikalischen Motiven. Man kann beispielsweise Vögel zwitschern hören oder die Schlittschuhe übers Eis gleiten hören. 

Im Nachhinein frage ich mich, zu was dieser Maestro noch fähig gewesen wäre, hätte er konsequent Raum für eine persönliche Weiterentwicklung geschaffen. 

Zu guter Letzt

Habe ich Ihr Interesse wecken können? Hier finden Sie mehr zum Thema persönliche Entwicklung (einfach klicken). 

Bildquellen

  • Black flute and feather on musical note background: Copyright: smumcu

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