Es herrschte Krieg. Eine gewaltige Streitmacht war aus dem Land der Chaldäer angerückt und hatte Stadt für Stadt erobert. Die Lage schien aussichtslos. Nur noch Jerusalem leistete erbitterten Widerstand gegen die Soldaten des Babyloniers Nebukadnezar II.
Unterdessen war der Prophet Jeremia beim König und dessen Beratern in Ungnade gefallen. Man hatte ihn im Wachthof am Haus des Königs gefangen gesetzt. Der Vorwurf: Zersetzung der Kampfmoral. Jeremia hatte offen darüber gesprochen, dass die Babylonier bald in die Stadt eindringen und sie zerstören würden. Der Bevölkerung hatte er ein schlimmes Schicksal angekündigt. Die Verschleppung in die Fremde.
Eine seltsame Botschaft
Im Gefängnis empfing Jeremia eine eigentümliche Botschaft von Gott. Ein naher Verwandter würde demnächst auftauchen und ihm einen Acker in Jeremias Heimat Anatot zum Kauf anbieten. Gott wies Jeremia an, diesen zu kaufen.
Es kam so wie angekündigt. Der Verwandte erschien und Jeremia unterschrieb im Beisein von Zeugen den Kaufvertrag. Die Botschaft: Gott verspricht euch selbst in dieser scheinbar aussichtslosen Lage, dass einmal die Zeit kommen wird, in der wieder Häuser, Äcker und Weinberge gekauft werden. Es gibt eine Zukunft.
Direkt im Anschluss an diesen Landkauf berichtet die Bibel von einem Gebet des Propheten und Gottes Antwort darauf. Ich zitiere:
So spricht der HERR: Gleichwie ich über dies Volk all dies große Unheil habe kommen lassen, so will ich auch alles Gute über sie kommen lassen, das ich ihnen zugesagt habe. (Jeremia 32,42)
Gott machte Jeremia nochmals unzweideutig klar, dass er Herr der Lage ist. Was im Moment passiert, einschließlich der Belagerung der Stadt, lässt Gott zu. Das bevorstehende Unheil ist aber nicht das letzte Wort in der Geschichte Gottes mit seinem Volk. Es gibt eine hoffnungsvolle Zukunft. Nach all dem Grauen und Schrecken des Kriegs wird Gott das Schicksal seiner Leute wenden und Gutes über sein Volk kommen lassen. So hat er es versprochen und so wird es geschehen. Die Kaufurkunde des Ackers in Anatot ist dafür als Zeichen gedacht.
Was dann tatsächlich passiert ist
Aus dem Rückblick auf die Geschichte weiß ich, dass es so gekommen ist, wie durch den Propheten vorhergesagt. Jerusalem wurde kurze Zeit später erobert, Stadt und Tempel wurden niedergebrannt. Die Bewohner wurden in die Verbannung verschleppt. Aber das war nicht ihr Ende. Wie versprochen, hat Gott sein Volk Jahre später aus dem Zweistromland in ihre alte Heimat zurückgeholt. Dort hat er mit ihnen einen Neuanfang gemacht.
Aber was hat das mit mir zu tun?
Nette Geschichte, könnte man sagen. Aber was hat sie mit mir zu tun? Ich lebe in einer anderen Zeit.
Christen lesen im Alten Testament beispielhaft Gottes Geschichte mit einem Volk, den Israeliten. Aus dem, was sie lesen, leiten sie Prinzipien und Überzeugungen für den eigenen Glauben ab. Zum Beispiel diese:
Gottes Zusagen an sein Volk sind keine leeren Versprechen. Das Gegenteil ist der Fall. Sie sind Bekundungen dafür, dass Gott sich in die Geschichte einmischt. Er ist im Großen wie im Kleinen der Herr. Und was er sich vornimmt, wird sich in jedem Fall erfüllen.
Und weil das so ist und ich an denselben Gott glaube, wie seinerzeit Jeremia, vertraue ich darauf, dass Gott sich auch heute noch in die Geschicke der Menschen einmischt.
Vielleicht fragen Sie sich, wie ich zu dieser Überzeugung komme. Im Neuen Testament sichert Jesus unzweideutig zu: „Ich bin bei euch, bis an das Ende der Welt“, Matthäus-Evangelium 28,20.
Konkret auf meinen und Ihren Alltag bezogen kann das beispielsweise bedeuten, dass ich schwere Wegstrecken, die scheinbar in einer Sackgasse zu enden drohen, nicht allein gehen muss. Mehr noch. Gottes Möglichkeiten sind nicht begrenzt.
Die Geschichte von Jeremias Kaufvertrag erinnert daran, dass es für mich und für Sie eine Zukunft jenseits dessen gibt, was wir jetzt zu erkennen vermögen. Und das finde ich tröstlich.
Es setzt aber voraus, dass ich – so wie seinerzeit Jeremia – bereit bin, mich auf Gottes Zusagen einzulassen. Ihm zu vertrauen und mit seinem Eingreifen zu rechnen.
Übrigens
Ein anderer Mann aus der gleichen Geschichtsepoche hat ebenfalls Bemerkenswertes erlebt. Ich habe vergangenen Sonntag über ihn geschrieben, den Löwenbändiger von Susa. Hier gehts zu Artikel.
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